SWR3 Gedanken

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Mit Gott ist er längst fertig. Zumindest mit dem Gott seiner Kindheit, dem kein Fehler verborgen blieb, der alles wusste, alles sah und nichts je vergessen würde. Einem Gott, der für den kleinen Jungen von damals wohl vor allem eines verbreitete: Eine permanente Angst und das immer schlechte Gewissen, vor ihm sowieso nie gut genug zu sein.
Nein, Religion braucht der Kinderbuchautor Janosch wirklich nicht mehr, zumindest nicht jene, wie sie die Kirchen predigen. In einem Interview, das er vor kurzem einer Zeitung gab, hat er das noch einmal klar gesagt. Menschen wie ihn gibt es leider viele, die Religion vor allem als Erziehungskeule und Gott als permanente Bedrohung kennen gelernt haben. Die Perversion dessen, was Jesus einmal vorgelebt hat.
Umso erstaunlicher ist, dass die liebenswerten Figuren seiner Bücher sehr viel von dem verkörpern, was dem christlichen Glauben eigentlich wichtig ist. Geschichten, die sich wunderbar dazu eignen, Kindern Mut zu machen und gegen die vermeintliche Realität auf die eigene Kraft und die ihrer Träume zu vertrauen. Dann etwa, wenn der kleine Bär und sein Freund, der Tiger sich auf den Weg machen, das Land ihrer Träume zu suchen, um es am Ende ihrer Reise genau dort zu finden, wo sie immer gelebt haben. Nicht desillusioniert, sondern vielmehr gestärkt und bereichert durch neue Erfahrungen.
Das beste, so hat Janosch einmal geäußert, sei es, gar kein Ziel zu haben. Dann sei man frei für das, was kommt. Gottvertrauen würde er das wohl kaum nennen und doch kommt es der Ermutigung sehr nahe, sich nicht kleinlich um den nächsten Tag zu sorgen, sondern wachsam und mit offenen Augen darauf zu achten, was mir geschenkt wird. Die freilich stammt von Jesus. Als einen Anarchisten bezeichnet er sich schon mal. Einen, der mit seinen leisen Geschichten ankämpft gegen Machtmissbrauch und Bedrohung, auch durch jene Art Religion, wie er sie leidvoll erfahren hat. Wenn sie sich je getroffen hätten, ich glaube, er und Jesus hätten sich dennoch einiges zu sagen gehabt.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=1302
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