SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

Gott ist ein großes Wort. Deshalb muss es ausbuchstabiert werden. Das fällt Dichtern vielleicht etwas leichter. Die kennen sich mit der Sprache aus. Der niederländische Dichter Huub Oosterhuis formuliert direkt:„Du bist nicht fern, denn die zu dir beten/ wissen, dass du uns nicht verlässt./ Du bist so menschlich in unsrer Mitte,/ dass du wohl dieses Lied verstehst.// Du bist nicht sichtbar für unsre Augen/ und niemand hat dich je gesehn./ Wir aber ahnen dich und glauben,/ dass du uns trägst, dass wir bestehn."Genau das ist der Sinn von Kirche und Christsein- dieses Glauben an Gottes Gegenwart. Der niederländische Dichter Huub Oosterhuis besingt das Geheimnis von Gottes Gegenwart in allen Dingen. Davon gilt es Zeugnis abzulegen. Diese Fahne der Zuversicht gilt es hoch zu halten.Kirche ist kein Verein, der sich mit sich selbst beschäftigt. Wo das der Fall ist, ist schon etwas faul. Wenn Christinnen und Christen beten, wenden sie sich an den Gott aller Menschen. Das Wohl und Wehe der ganzen Welt liegt ihnen am Herzen. Gottes Geist will das Angesicht der ganzen Erde erneuern. Gut, aber das fängt bei mir an, das wird konkret im Verhalten der Christen auch untereinander. „Du bist in allem ganz tief verborgen,/ was lebt und sich entfalten kann./ Doch in den Menschen willst du wohnen/ mit ganzer Kraft uns zugetan." In keinem wohnt er so wie in Jesus, dem Christus.Im Mann aus Nazareth sehen wir Christen Gott selbst unter uns.Gottes Wort und Geist sindda den Menschen ganz nahe gekommen. Das zu bezeugen, ist der Sinnund Auftrag von Kirche .
Bald beginnt in Mannheim der nächste Katholikentag. „Einen neuen Aufbruch wagen", lautet sein Motto.Die Metapher vom Aufbruch ist ja doppelsinnig: sie meint einerseits das Aufbrechen verkrusteter Verhaltensweisen, und das kann schmerzhaft sein. Wo z.B. ein Klima der Angst und Bevormundung herrscht, soll ein neues Miteinander gewagt werden.Wie wichtig ist deshalb dieses Liedschon in den ersten Versen: „Du bist nicht fern, denn die zu dir beten/ wissen, dass du uns nicht verlässt". Aufbruch heißt aber auch Neuanfang, ohne schon Lösungen und fertige Antworten zu haben. Es braucht z.B. den Mut zum Experiment. In beidem ist Gottes Geist dringend erwünscht und gefragt (und vielleicht auch gefürchtet). Gottes Geist ist die Seele meiner Seele, er ist die Seele der Welt, er ist auch die Seele der Kirche. Und diese drei Dimensionen sind untrennbar.Sich durch und durch von Gottes Gegenwart bestimmen lassenund ihr Ausdruck verleihen, dasistGabe und Aufgabevon Kirche, es gilt für jeden Christen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=13019
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