SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

Das ist ein Gebetstext, der direkt zur Sache kommt: „Hierher, Atem,steck mich an" -einheftiger Appell. Als ob der Atem an bestimmte Organe zitiert wird zwecks besserer Durchblutung. „und aus deiner fernsten Ferne schick Wellen von Licht", heißt es weiter. Luft zum Atmen und Licht zum Sehen - Inbegriff von Leben also. Es ist derAnfang des alten Liedes „Komm, Heiliger Geist" in der Neuübersetzung von Huub Oosterhuis. - ein Sehnsuchtsruf der Christenheit, der besonders zwischen Ostern und Pfingstengebetet wird. Er passt zu jedem Tagesanfang. Kräftig durchatmen und richtig im Rhythmus sein- nicht nur körperlich und seelisch, auch religiös und spirituell, darauf kommt es an. Und das lässt sich nicht einfach erzwingen. „Hierher, steck mich...Willkommen Armeleutevater,/ willkommen Mundschenk, /Willkommen Herzensjäger. // Bester Tränentrockner,/ Lieber Seeleinwohner, /Mein Freund, mein Schatten // Einmal Ausruhn/ für Grübler und Gehetzte, für/ Verkrampfte ein Aufatmen bist du." Lauter Sehnsuchtsbilder, lauter Bitten und Wünsche.
Das Wirken des Geistes zeigt sich hier als Lockruf Gottesim eigenen Leben. Da findet die Sehnsucht nach Gelingen einen Adressaten. „Gott , du bist mir innerlicher als ich mir selbst", betete der heilige Augustinus.Wodiese Intimitätzwischen Gott und dem Einzelnen schwingt, istHeiliger Geist am Werk. Er ist die Seele meiner Seele. So heißt es weiter in der Übersetzung von Oosterhuis: „Unmöglich schönes Licht,/ überström den Abgrund/ meines Herzens, dir so vertraut.//Gott bist du, ohne dich/ist alles Nacht und Nebel, /Grausamkeit , Schuld. // aber du machst reine.//Verwelkt meine Blüte - gib Wasser,/ Salb meine Wunden." Diese Bilder gehen in Kürze das ganze Leben durch, unterschiedlichste Stimmungslagen werden angesprochen. Bedürftig ist der Mensch, der so betet. Nein, besser gesagt: er weiß sich in Beziehung, seinem innersten Lebensgeheimnis auf der Spur. Mit Atem und Licht hatte es angefangen, nun kommt ausdrücklich das dritte Weltelement ins Spieldas Wasser. „Verwelktmeine Blüte - gib Wasser".In der Kirche hat das Wasser vor allem in der Taufe seinen Platz. Da wird der Mensch„wiedergeboren aus dem Wasser und dem Geist"- ein Bild zärtlich vibrierender Energie. Wo der Wind über das Wasser streicht und streichelt, da ist Bewegung, da ist Leben.So ist es in der Taufe gemeint, und jeden Morgen beim Waschenist es spüren, das Leben spendende Wasser. Atem, Licht, Wasser - wichtige Grundlagen des Lebens. Und Bilder für den Heiligen Geist, für Gott selbst. Bilder , die deutlich machen : Glaube hat mit dem Leben zu tun, mit frischem, sprudelnden Leben.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=13017
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