SWR3 Gedanken

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Einfach abgesetzt habe man sie, die beiden Tatort-Kommissare. So zumindest hat es einer von ihnen einer Zeitung erzählt. Schade eigentlich, denn ich hatte sie so richtig ins Herz geschlossen, die beiden Typen. Ihre Geschichte, erklärte man uns Zuschauern später, sei einfach auserzählt gewesen. Und darum sei nun eben Schluß. Die beiden Fernsehermittler sind nicht die Einzigen. Schon andere mussten von der Bühne abtreten weil auch ihre Geschichten angeblich auserzählt waren. Auserzählt also. Gehört habe ich das Wort schon öfter. Bloß verstanden habe ich es nie, und auch im Duden finde ich es nicht. Doch wann soll eine Geschichte eigentlich auserzählt sein? Wenn demjenigen, der sie schreibt, partout nichts mehr einfällt? Wenn dem Leser, Hörer oder Zuschauer, der immer auf der Suche nach dem Kick ist, langweilig wird, die Quoten sinken? Wie auserzählt müssten da zum Beispiel biblische Geschichten sein. Viele weit über 2000 Jahre alt, und seitdem immer wieder und wieder erzählt. Gähnend langweilig also? Öde? Von wegen. Schließlich werden sie bis heute gelesen, sogar immer wieder. Weil Menschen sich und ihre Lebensfragen darin entdecken. Weil sie Trost in den uralten Texten finden oder einfach einen Anstoß zum Weiterdenken suchen. Im Prinzip ist das auch im Film nicht anders. Vielleicht gibt es sie ja in Wirklichkeit gar nicht, die auserzählten Geschichten. Vielleicht gibt es einfach nur gute und schlechte Geschichten. Geschichten, die man immer wieder mal hören, lesen oder anschauen mag und eben solche, die überflüssig sind.

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