Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Bevor Menschen einander vertrauen, schauen sie meist ganz genau, auf wen sie sich da einlassen. Und das ist ja auch gut so, denn oft genug wird unser Vertrauen enttäuscht.
Und heißt es nicht: "Vertrauen ist gut - Kontrolle ist besser"?
Was braucht man, um einem Menschen vertrauen zu können?
Ich erzähle Ihnen eine Geschichte.
Hoch über dem Marktplatz einer kleinen Stadt hat ein Seiltänzer sein Seil gespannt, und macht dort oben unter den staunenden Blicken vieler Zuschauer seine Kunststücke.
Erst balanciert er mit einer Stange über das Seil.
Dann bleibt er in der Mitte des Seils stehen und löst langsam einen Fuß vom Seil, so dass er auf einem Bein auf dem Seil schwankt. Gegen Ende der Vorstellung holt er eine Schubkarre hervor und ruft den Zuschauern zu: "Sagen Sie, trauen Sie mir zu, dass ich die Karre über das Seil schiebe?"
"Aber gewiss", schreit das Publikum zurück. Und die Menschen klatschen und johlen.
"Nun denn!", schreit der Seiltänzer zurück. "Wer hat so viel Vertrauen zu mir, sich von mir über das Seil fahren zu lassen?"
Es wird ganz ruhig. Nein, das trauen sie sich und ihm nicht zu.
Plötzlich meldet sich ein Junge. "Ich setze mich in die Karre", ruft er, klettert hinauf, und unter dem atemlosen Schweigen der Menge schiebt der Mann das Kind über das Seil. Als er am anderen Ende ankommt, klatschen alle begeistert Beifall.
Einer fragt später den Jungen: "Sag, hattest du keine Angst da oben?"
"Oh nein", lacht der, "der mich über das Seil geschoben hat, ist doch mein Vater!"
Vertrauen zu haben, ist ja nicht so einfach.
Der Junge in der kleinen Geschichte spricht davon, dass er seinen Vater kennt. Das ist die Voraussetzung seines Vertrauens.
Und genau so sagt es auch Jesus von Nazareth. Ich kenne meinen Vater und er kennt mich. Er hat zeit seines Lebens auf diesen Gott vertraut wie auf einen guten Vater und alles was er gesagt und getan hat, will uns zum Vertrauen ermutigen: Gott hält und trägt dich jede Sekunde deines Lebens.
Am Schönsten vielleicht in jener Geschichte von dem verloren Sohn, der sich im Elend daran erinnert, dass zu Hause ein guter Vater auf ihn wartet und so macht er sich auf den Weg und findet, worauf er gesetzt hat: Den Vater, der ihn tröstend und voller Erbarmen in die Arme nimmt.
Ich wünsche Ihnen einen Tag voller Vertrauen.

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