SWR3 Gedanken

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Mit dem Essen spielt man nicht! Diesen Satz habe ich als Kind mehr als einmal gehört. Lebensmittel zweckentfremden galt uns schlicht und einfach als moralisch verwerflich. Schließlich gab es ja Hunderttausende, die damals in den Dürregebieten der Erde verhungerten.
Auf den Gedanken, mit Weizen auch noch mein Haus zu beheizen wäre ich damals wohl im Traum nicht gekommen. Heute gibt es das: Heizen mit Getreide, komfortabel, sicher und konkurrenzlos billig. Getreide ist nämlich dank Subventionierung und hoch technisierter Landwirtschaft in den reichen Ländern nicht nur reichlich vorhanden, sondern im Vergleich zu Öl und Gas auch spottbillig. Die reflexartige Frage, wie so was ethisch vertretbar ist, erscheint bei genauerem Hinsehen ebenfalls müßig. Was ist daran grundlegend anders, als das Verbrennen von Rapsöl im Dieselmotor oder die Verarbeitung von Mais zu Biosprit? Gepriesen immerhin als Heilmittel gegen Klimaerwärmung und Abhängigkeit vom Öl. Was dabei nur auf der Strecke bleibt, ist wie so oft die globale Gerechtigkeit.
Durch die gigantische Umwandlung von Mais zu Biosprit in den USA sind die Preise für Mais explodiert und ähnliches dürfte auch für andere Lebensmittel gelten, wenn sie künftig im großen Stil in Autos und Heizkesseln verfeuert würden. Für reiche Industrieländer, die ihre Landwirtschaften mit Milliardensubventionen päppeln kein Problem. Für die armen Länder des Südens allerdings sehr wohl, weil sie Lebensmittel eben nicht zum Heizen und Autofahren, sondern zum Leben benötigen. Vielleicht ist doch etwas dran an dem Satz: Mit dem Essen spielt man nicht.


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