SWR3 Gedanken

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Nichts weniger als die Entstehung der Welt beschreibt die Bibel auf ihren ersten Seiten. Danach schuf Gott in sechs Tagen Himmel und Erde. Am siebten Tag aber, nachdem er alles vollendet hatte, ruhte Gott sich aus und erklärte diesen Tag zum Ruhetag für alle – so jedenfalls erzählt es die biblische Legende. In Zeiten, als es weder Gewerkschaften noch Arbeitsschutzgesetze gab, war das mal ein Fortschritt für arbeitende Menschen. Gott selber gab ihnen quasi die Begründung für einen arbeitsfreien Tag in der Woche.
Wer weiß, vielleicht haben sich die Gesetzgeber ja daran erinnert, als sie Brummi- und Busfahrern vor ein paar Wochen gesetzlich vorschrieben, nach sechs vollen Tagen hinter dem Lenkrad einen ganzen Tag zu ruhen. Die Einzelreglungen sind kompliziert, doch der vorgeschriebene Ruhetag nach sechs Tagen auf dem Fahrzeug ist unumstößlich. Er soll ja nicht nur der Verkehrssicherheit, sondern auch dem Wohl der Fahrer dienen. Genau dort jedoch stößt er auf Kritik. Fernfahrer fürchten um ihre Arbeit, wenn Sie künftig weniger und in engeren Grenzen arbeiten dürfen. Die Unternehmer klagen, weil nun die Fuhren teurer werden und sie im brutalen Wettbewerb um die niedrigsten Preise womöglich den Kürzeren ziehen. Billiglöhner aus Osteuropa stehen schon bereit.
Bei aller verständlichen Kritik droht der tiefere Sinn des Ganzen im wahrsten Sinn des Wortes auf der Strecke zu bleiben und um den ging es schon der Bibel vor rund 3000 Jahren. Dass nämlich das Wohl des Menschen im Mittelpunkt stehen soll und nicht nur der Preis oder Gewinn. Im Falle der Brummi-Lenkzeiten richtet sich die Frage freilich nicht an die bedrängten Unternehmer und Fahrer, sondern an uns alle: Welchen Preis wir eigentlich zu zahlen bereit sind, damit Menschen sich nicht selbst ausbeuten müssen und so letztlich nur sich selbst und andere gefährden. Mit Billig um jeden Preis ist das jedenfalls nicht zu vereinbaren.
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