SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

„Eine Kuh - nein, noch nie gesehen", sagt eine Kollegin. „Und ein Reh?"  - „Auch nicht." Ich war verblüfft. Wie kann das sein? „Aber du gehst doch ab und zu in den Wald?", frage ich nach. „Beim Joggen ist mir noch nie ein Reh begegnet." „Beim Wandern in den Bergen auch nicht?" - frage ich erstaunt. „Mache ich nie", ist ihre Antwort.  Hm. Meine Kollegin kommt aus der Stadt, sie wohnt in der Stadt, sie macht Urlaub in Städten - kurz, sie liebt die Stadt. Tiere passen nicht wirklich in ein städtisches Leben? Das kann ich verstehen. „Verlust der primären Lebenswelt", heißt das in der Fachsprache. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass genau dieser Verlust der primären Lebenswelt dazu führt, dass wir den Bezug zur Schöpfung und damit zu unserer Nahrung verlieren. Ein Beispiel: Immer mehr Menschen essen immer mehr Fleisch. Der Fleischkonsum nimmt ständig zu - angeblich typisch für die westlichen Industrieländer. Menschen kaufen ein, ohne zu wissen, was dahinter steckt. Fleisch wird von vielen nicht mit Kuh oder Schwein gleichgesetzt - sondern mit etwas Essbarem aus dem Kühlregal. Genau so ist es auch mit Fisch oder Eier, Gemüse oder Obst. Und wenn beim Konsumenten der Bezug zur Schöpfung fehlt, wirft der die Nahrung einfach schneller weg. Vor allem dann, wenn sie abgelaufen ist. Wer nur das einkauft, was er auch wirklich zum täglichen Essen braucht, verschwendet weniger. Dennoch sind viele heute vorsichtiger bei dem, was sie einkaufen und manche sind auf Billigprodukte angewiesen. Ein Steak pro Woche und 200 Gramm Wurst sind für eine gesunde Ernährung schon ausreichend, so die Wissenschaftler. Alles andere verkürze nur die Lebenszeit um 30 Prozent. Jedem Vegetarier hüpft bei dieser Aussage möglicherweise das Herz in der Brust. Verschwenderisch mit den Gaben der Natur umzugehen, das finde ich nicht in Ordnung. Massentierhaltung und Tierquälerei sind die Folgen. Der gute Umgang mit der Schöpfung fängt auch bei mir an. Deshalb finde ich es wichtig, dass ich ein gutes Verhältnis zur Natur, zur Schöpfung habe - von klein auf. Käse, Fleisch und Milch kommen von der Kuh, egal ob sie im Zoo steht oder auf der Wiese.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=12942
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