SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

Wie gehen wir miteinander um? Das ist in unserer Familie immer wieder ein Thema. Kinder, und wohl nicht nur unsere, nehmen sich gerne Rechte raus, fordern, wollen etwas - und damit hat es sich. Wenn meine Frau oder ich mal was von ihnen wollen, stellen sie sich stur. Ein Beispiel: Dass sie Taschengeld kriegen, ist für sie selbstverständlich. Dass sie aber auch Dienste im Haus übernehmen sollen, Spüler ausräumen, Esszimmer saugen, Tisch decken, das vergessen sie gerne.
So erleben wir ganz konkret, dass der Umgang von Menschen miteinander seine Tücken hat. Dass verschiedene Generationen nicht einfach so zusammenleben. Daran denke ich, wenn ich auf das Thema der diesjährigen »Woche für das Leben« schaue. Es heißt: „Mit allen Generationen".
Jahr für Jahr veranstalten die christlichen Kirchen in Deutschland eine »Woche für das Leben«. Sie erinnern daran, dass Leben einerseits selbstverständlich, andererseits aber auch angefragt ist. In diesem Jahr steht die Frage nach dem gemeinschaftlichen Leben im Mittelpunkt. Auf den ersten Blick ist das banal. Klar, wir leben alle miteinander. Jeder Mensch, egal ob er Familie hat oder nicht, ist ein soziales Wesen. Leben braucht das Leben anderer. Selbst wenn ich alleine lebe, brauche ich den Bäcker, den Tankwart, die Kassiererin im Supermarkt. Ich kann mein Leben nicht allein bestreiten. Ich bin auf andere angewiesen. Das fängt schon am Anfang des Lebens an. Jedes Kind ist auf die Hilfe durch die Eltern angewiesen. Um aufzuwachsen brauchen Kinder die Erwachsenen. Aber auch Erwachsene brauchen andere. Ihre Arbeit, ihr Wissen, aber auch ihre Freundschaft, ihre Liebe. Ich fühle mich lebendig, wenn ich mit anderen zusammen bin. Wenn mir andere zuhören, wenn ich mich austauschen kann. Wenn mir andere helfen - und natürlich auch, wenn ich helfen kann. Klar, dass es Menschen gibt, die mehr Hilfe brauchen - und andere, die mehr Hilfe geben können. Der Begriff der Solidarität fasst das ganz gut zusammen. Die »Woche für das Leben« erinnert aber auch daran, dass ein solches Miteinander nicht selbstverständlich ist. Es muss gelernt sein. So wie unsere Kinder lernen müssen, sich in Gemeinschaft einzubringen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=12893
weiterlesen...