SWR3 Gedanken

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„Bescheißerei von Trier". So hat Martin Luther sie bezeichnet. Die Wallfahrt zum so genannten Heiligen Rock in Trier. Für ihn eine Zumutung. Wie überhaupt jede Reliquienverehrung. Die hat der Reformator mit scharfen Worten kritisiert: Wichtiger als die kultische Anbetung von Gegenständen sei das lebendige Bekenntnis zu Jesus Christus.
Die Zeiten haben sich geändert. Zum Glück. Heute suchen Menschen aus beiden großen Kirchen nach Wegen, die sie gemeinsam gehen können. Selbst da, wo Unterschiede so offensichtlich sind wie beim Verständnis von Wallfahrt und Reliquienverehrung.
Ich finde es gut, wenn katholische und evangelische Christenmenschen überlegen: Was können wir gemeinsam tun? - Was ist unsere gemeinsame Basis? Ökumenische Gottesdienste und Gebete knüpfen genau daran an.
Dabei ist völlig klar: Die Wallfahrt bleibt eine Zumutung.
Denn für evangelische Christenmenschen kann das Gewand im Trierer Dom niemals eine heilbringende Reliquie sein. Die Tunika ist allenfalls ein Symbol, das auf Jesus Christus hinweist.
Aber auch für katholische Christenmenschen ist dieser ökumenische Ansatz eine Zumutung. Denn er stellt alte, liebgewonnene Traditionen in Frage.
Aber so ist das mit der Ökumene: Sie ist und bleibt - eine wechselseitige Zumutung.
Ich meine: Nur, wenn wir einander so einiges zumuten, dann können sich die Dinge auch weiter entwickeln, zum Besseren.
Geduld ist wichtig, Offenheit, und eine wechselseitige Toleranz - In Augenhöhe.
Mein Traum ist: Wir laden einander ein - alle. So wie Jesus früher alle seine Jüngerinnen und Jüngern eingeladen hat, mit ihm Brot und Wein zu teilen.
Alle Christen, unabhängig von der Konfession, feiern gemeinsam, miteinander Abendmahl. Endlich. Ist das nicht eine wunderbare Zumutung?

https://www.kirche-im-swr.de/?m=12885
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