Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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"Mein lieber Freund, Dr. Allhaji Haruna Abdullahi, Du warst ein außergewöhnlicher Mensch, ein gläubiger Muslim mit einer großen Liebe zur Menschlichkeit. In den zehn langen Jahren, die wir uns kennen, hatte ich nie einen Grund, an Dir zu zweifeln oder Dir nicht zu vertrauen." Das schreibt Ignatius Kaigama, Erzbischof von Jos in Nigeria. Er schreibt es an seinen Freund, den Emir von Wase. Es ist eine besondere Freundschaft. Eine Freundschaft zwischen einem katholischen Bischof und einem muslimischen Führer. Eine Freundschaft, aus der eine jahrelange gemeinsame Friedensarbeit hervorging. Ein Einsatz für den Frieden in einem Land, in dem in den letzten Jahren Tausende von Menschen gewaltsam ihr Leben verloren haben. Es begann damit, dass der Emir den Erzbischof besuchte. Er wollte ihm zu seiner Ernennung gratulieren. Aus dem Glückwunsch wurden zwei Stunden Gespräch. Sie spürten gleich, dass sie beide eine Leidenschaft für Frieden und Harmonie unter den Religionen hatten. Der Erzbischof kam dann bald darauf zum Emir, zum Fastenbrechen am Ende des Ramadan. Und kurz danach starteten sie ihre erste gemeinsame Friedensmission. In einer Nachbarstadt war ein Konflikt zwischen Muslimen und Christen eskaliert. Sie fuhren hin und ermahnten sie gemeinsam zum Frieden. Ihre Freundschaft strahlte aus. Ihre Mission war erfolgreich. Und so arbeiteten sie weiter. Bald hieß es: "Wenn es um den Frieden geht, dann sind der Emir und der Erzbischof unzertrennlich." Aber auch sonst war das so: Jedes Jahr teilte der muslimische Emir die erste Ernte seiner Farm mit seinem christlichen Freund und brachte ihm einige Säcke Reis und Mais. Und damit der Bischof bei seinem silbernen Priesterjubiläum seine Gäste versorgen konnte, schenkte er ihm ein große Kuh. Als der Emir starb, schrieb der Erzbischof in seinem Nachruf: "Unser Glaube überschreitet die engen Grenzen, die religiöse Traditionen und theologische Lehrmeinungen aufgebaut haben. Wahre Religion steht für Solidarität unter Nachbarn, für Liebe und Zuneigung, und nicht für Streit beim leisesten Missverständnis. Wir waren von unserer Sache überzeugt, und Gott stand auf unserer Seite." "Möge Dich der allmächtige und barmherzige Allah mit dem himmlischen Frieden belohnen, geliebter Freund und Bruder." 

Unter dem Titel "Freundschaft" wurde vom Erzbischof und Emir berichtet im "missio magazin" (herausgegeben vom Internationalen Katholischen Missionswerk Missio, München; www.missio-muenchen.de; missiomagazin@missio.de) Ausgabe 3 / 2011 (Mai-Juni), S. 8-9 (daraus stammen die Zitate in der Ansprache)  und in der gleichen Zeitschrift schon in der Ausgabe 4 / 2009 (Juli-August) in dem Artikel "Zwei Stimmen im Chaos".

https://www.kirche-im-swr.de/?m=12867
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