Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

„Wir müssen retten, was noch zu retten ist" betonte der Pfarrer in einer Debatte über die aktuellen Probleme in und mit der Kirche. Die Kirchenbesucher, die es noch gibt, - müssen wir halten. Den Einfluss, den Kirche in Politik und Gesellschaft noch hat - müssen wir bewahren. Über Kritik und Krisen - müssen wir uns hinwegretten. Wir müssen eben retten, was zu retten ist. Ich sehe das anders. Es ist keineswegs Aufgabe der Kirchen und Christen, etwas für sich zu retten. Am allerwenigsten sollen sie sich selbst retten. Denn sie sind  von Gott schon gerettet - das ist jedenfalls ihr Glaube. Sicher: Auch Christen wissen nicht mehr über die Zukunft als andere. Aber sie glauben, dass Gott die Zukunft schon entschieden hat und dass sie gut ausgehen wird. Deshalb müssen sich Christen nicht um ihre Rettung sorgen, im Gegenteil: Weil sie gerettet sind, können sie etwas wagen, etwas riskieren. Wie das praktisch aussieht, zeigt das kirchliche Hilfswerk Misereor in einer überzeugenden Plakatkampagne: Misereor wirbt für   „Mut zu Taten": Mut ist Verbrechen zu beweisen, die angeblich nie passiert sind. Deshalb unterstützt Misereor wagemutige Menschen in Lateinamerika, die gegen Justizwillkür kämpfen. Mut ist, Waffen mit Worten zu bekämpfen. Deshalb hilft Misereor beim Aufbau von Schulen in Bürgerkriegsgebieten. Mut ist, dahin zu gehen, wo andere fliehen. Deshalb unterstützt Misereor Helfer, die den Flüchtlingen in Afrika beistehen. Und im Alltag kann das heißen: Mut ist, das Wort zu ergreifen, wenn alle schweigen bei der Verunglimpfung von Minderheiten. In solchen Situationen sind Mut und Wagnisbereitschaft gefordert - nicht Sich-Retten und In-Sicherheit-bringen. Mut kann schwer fallen und schief gehen und ist fast immer riskant. Da helfen die Hoffnung und der Glaube, dass sich um meine Rettung schon Gott bemüht - und dass ich deshalb etwas wagen kann.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=12864
weiterlesen...