SWR2 Wort zum Tag

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Am Sonntag feiern die orthodoxen Christen Ostern. Denn Ostern berechnen sie nach dem alten Julianischen Kalender.
Und sie feiern auch auf eine ganz eigene Art. Bei den Russen zum Beispiel gibt es neben den Ostereiern auch die typischen Osterspeisen Kulitsch und Paskha, Osterbrot mit Quark. Schon am Gründonnerstag werden die Eier rot gefärbt. Rot für die Hingabe Jesu. Rot für die Liebe. Die Eier werden in Russland nicht versteckt und gesucht. Sie werden verschenkt - an jeden Bekannten und Verwandten.
Traditionell nimmt man Osterkuchen und Eier mit in die Kirche, um sie zu weihen. Der Ostergottesdienst beginnt in der Nacht zu Sonntag. Fast mystisch wirkt die Zeremonie auf den fremden Besucher. Gegen Mitternacht tritt der Geistliche, der Pope, auf: mit einer großen Kerze in der Hand spricht er die nahezu magischen Worte "Christus ist auferstanden". Die Gläubigen antworten ihm im Chor: "Fürwahr, er ist auferstanden." Dann ist es Zeit für die Prozession. Sie symbolisiert den Weg der Jünger, die dem auferstandenen Christus entgegen gingen. Zusammen mit seinen Gläubigen geht der Geistliche einmal um die Kirche . Begleitet von Kerzen, großen Fahnen und Bannern, dem Evangelium und einer Ikone, einem Bild mit der Auferstehung Christi. Danach wird der Gottesdienst fortgesetzt. Erst gehen drei Uhr nachts gehen auch die letzten nach Hause. Und dann wird weitergefeiert. im Kreise der Familie. Das Osterbrot wird angeschnitten. Und auch die Toten werden nicht vergessen: In Russland ist es Brauch, am Ostersonntag auf die Friedhöfe zu pilgern und an den Gräbern der Angehörigen ein Gläschen Wodka zu trinken. Die Stimmung der meisten Besucher ist dementsprechend ausgelassen. Hier lässt sich erleben: Ostern ist ein Festtag der Lebenden. Ich mag diese Art, Ostern zu feiern. Das Leben siegt über den Tod. So wie im Frühjahr in der Natur sich das Leben wieder Bahn bricht. Und das darf jeder feiern. Nicht unbedingt mit Wodka, aber mit gutem Essen und Trinken. Und viel Süßem. Einmal im Jahr darf, nein muss sich das Leben einmal selbst übermütig feiern.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=12853
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