Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Du sollst deines Nächsten Himmel achten und seine himmlische Nachtruhe nicht stören. - So ein Gebot steht nicht in der Bibel.
Das Problem ist auch ziemlich modern. Dass einer dem anderen den Schlaf raubt. Das gibt's eigentlich nur als Foltermethode.
Bei uns wird das immer mehr zum Problem. Ob Flugzeug, Auto oder Schienenverkehr. Die Verlärmung nimmt rasant zu.
Zwar weiß inzwischen jedes Kind, dass man die Umwelt schonen soll. Wir reden davon, „die Schöpfung zu bewahren", trennen brav unseren Müll und achten auf schadstoffarme Autos. Aber der Verlärmung haben wir lange keine Aufmerksamkeit geschenkt. - Was nun?
Ein neues Gebot brauchen wir sicher nicht. Denn wenn es darum geht, die Rechte des anderen zu achten, das steht schon alles in den zehn Geboten drin. Nehmen wir einmal das Gebot: Du sollst nicht stehlen. Auch die Nachtruhe ist ein hohes Gut, das man keinem stehlen darf.
Oder nehmen wir ein anderes Gebot: Du sollst nicht töten. Nicht töten heißt im weitesten Sinne auch: Nicht die Gesundheit der Mitmenschen gefährden. Und so ihr früheres Sterben riskieren. Dauerbeschallung durch Flugzeuge oder auf den Schienen erhöht den Blutdruck. Und das wirkt sich lebensverkürzend aus. Genauso wie die nächtliche Ruhestörung. Das betrifft übrigens diejenigen Menschen genauso, die sich gar nicht daran stören.
Und ganz nebenbei: wer nicht ausgeruht in den Tag geht, kann auf Dauer auch nichts leisten. Mag ja sein, dass sich auch daran nicht jeder stört. Aber was, wenn der Pilot, dessen Flugzeug sich gerade im Landeanflug über unserer Stadt befindet, sich nicht ausreichend konzentrieren kann? Oder der Arzt, der mich operieren soll, weil er nachts kaum schlafen konnte? Oder die Lokführerin? Oder all die vielen Leute, denen ich täglich im Straßenverkehr begegne?
Und deshalb: lasst uns um Himmels willen für die Bewahrung unserer Ruhe eintreten.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=12848
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