Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Nicht wissen, wo man hingehört - das ist das Lebensgefühl vieler Menschen, die zwischen zwei Kulturen aufwachsen. Hinzu kommt, dass sie oft von keiner Seite richtig akzeptiert werden. Das ist nicht einfach. Aber darin liegt auch eine Chance.
Und davon erzählt die Geschichte von Moses in der Bibel. Moses ist der Sohn einer Hebräerin. Hebräer waren eine wenig angesehene Minderheit in Ägypten, die nach allen Regeln der Macht unterdrückt wurde.
Moses nun wächst nicht bei den Hebräern, sondern unter den Ägyptern auf, am Palast des Pharaos. Es mangelt ihm an nichts, doch er kann seine Herkunft nicht verleugnen.
Wie es Moses damit ergangen ist, können wir nur ahnen. Während er am Königshof alle Privilegien genießt, weiß er tief im Inneren, dass er zum Volk der geknechteten Hebräer gehört. Aber die sehen in ihm nur den verwöhnten Zögling am Hof. Und die Ägypter, auf der anderen Seite, lassen ihn spüren, dass er nicht wirklich dazu gehört.
Eines Tages jedenfalls entlädt sich seine ganze Frustration an einem Ägypter und er schlägt ihn tot. Jetzt hat er alle gegen sich und muss fliehen.
Eine schreckliche Geschichte, wie es sie auch heute noch gibt: die Zerrissenheit eines Heimatlosen führt zu Mord- und Totschlag. Und zuletzt sind alle Beteiligten noch schlechter dran, als zuvor. Aber Gottlob, die Geschichte von Moses endet so nicht.
Gott ist mit Moses. Und sieht seine Stärken - Stärken, die ihm gerade durch seine Zerrissenheit zugewachsen sind:
Denn Moses kennt beide Welten - die Welt der Hebräer und die der Ägypter.
Er spricht beide Sprachen. Und er kann sich spielend in beiden Welten bewegen. Und damit ist er genau der richtige Kandidat für eine ganz große Aufgabe: Moses soll zwischen den beiden Kulturen vermitteln. Gott erwählt ihn, um das Volk der Hebräer aus der Knechtschaft zu befreien.
Heimatlosigkeit, nicht wissen, wo man hingehört, fühlt sich nicht gut an. Aber wie so oft liegt auch in einer schwierigen Situation eine Chance. Und wer sie ergreift, macht allen Hoffnung.

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