Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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„Träum weiter", sage ich, wenn mir Träume unrealistisch scheinen. „Träum weiter." Auch zu Joseph hätte ich das gesagt. In der Bibel steht, was für große Träume er gehabt hat:
„Eines Tages werden sich alle meine Brüder in Ehrfurcht vor mir verneigen", hat er geträumt. Das kommt allerdings gar nicht gut an, bei den großen Brüdern; sie werden ja in seinem Traum klein gemacht. Kein Wunder, dass sie Joseph nicht ausstehen können. Hinzu kommt: während sie hart arbeiten müssen, lässt der Vater den Joseph in feinen Sachen herumstolzieren und seinen Träumen nachjagen. So übermächtig wird der Hass der Brüder, dass sie ihn eines Tages in eine Falle locken und an fahrende Händler verkaufen. Und so landet Joseph in Ägypten.
Aber Gott liebt Joseph und seine großen Träume. Dort in der Fremde steigt er schnell auf. Weil er nämlich auch Träume deuten kann.
Zu dieser Zeit plagen den ersten Mann im Staat - also den Pharao - gerade wirre Träume. Aber niemand kann ihm helfen. Nur Joseph: Er versteht die Träume des Pharao in ihrer ganzen Tragweite:
Es werden wirtschaftlich fette Jahre kommen mit ungeheurem Wachstum.
Und darauf werden ganz magere Jahre folgen, eine richtige Hungerkatastrophe. Und Joseph rät dem Pharao: „Wirtschafte gut in den fetten Jahren. Bau Kornkammern und lagere Getreide ein. Dann bist Du gut vorbereitet auf die schlechten Zeiten und kannst in die notleidenden Nachbarländer exportieren."
Joseph hat die Träume richtig gedeutet. Es kommt genauso, wie Joseph es vorausgesehen hat: Erst der Aufschwung, dann die Rezension. Und so rettet der große Träumer Joseph viele Menschen vor einer Hungerkatastrophe.
Mehr als dreitausend Jahre ist das her und ich frage: wo sind die großen Träumer von heute? Ich wünschte, es gäbe mehr solche Träumer wie Joseph; Träumer, mit denen Gott ist. Denn ich bin überzeugt: es sind die großen Träume, die die Welt verändern. - Also: „Träumt weiter..."

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