SWR3 Gedanken

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Es gibt wunderbare Bilder, wenn kleine Kinder zum ersten Mal versuchen, ein Kreuzzeichen zu machen. Ein einziges Gewurschtel. Die Hand von oben nach unten und von links nach rechts führen. Das ist auch wirklich nicht so einfach.
Aber im Laufe eines katholischen Lebens bekommt man Routine. Ich beobachte bei mir, dass ich unheimlich oft das Kreuzzeichen mache. Wenn ich bete oder wenn ich eine Kirche betrete. Eigentlich ist das doch verrückt. Das Kreuz steht für Tod, denn es war im alten Rom ein Folter- und Tötungsinstrument. Wenn ich also das Kreuzzeichen mache, dann ist das automatisch ein Zeichen für den Tod in meinem Leben.
Das kann ich nur machen, weil ich fest an die Auferstehung glaube. Und die hat mit dem Menschen Jesus zu tun. Jesus war revolutionär. Er hat vor mehr als 2000 Jahren deutlich gesagt, was er denkt. Und er hat zu vielem eine Meinung gehabt: zum Zusammenleben von Menschen, zu Rechten von Kindern, zu Rechten von Frauen, zum Umgang mit Kranken oder Sündern. Das war alles sehr neu und ungewöhnlich damals. Das hat ihn zum Schluss das Leben gekostet. Und jetzt kommt das Kreuz ins Spiel. Jesus ist gekreuzigt worden. Ans Kreuz geschlagen, weil er nicht still gehalten hat und weil er zu seiner Überzeugung stand. Ein schrecklicher Tod. Allein deswegen könnte ich eigentlich kein Kreuzzeichen machen. Aber Jesus ist auferstanden. Drei Tage nach seinem Tod ist sein Grab leer und seine Freunde sehen ihn an verschiedenen Orten. Er lebt. Damit verliert der Tod einen Teil seines Schreckens. Deshalb kann ich das Kreuzzeichen machen. Es steht eben nicht mehr nur für Tod, sondern für Hoffnung. Und damit wird das Kreuz ein Zeichen des Lebens. Da hat sich das Gewurschtel beim Lernen vom Kreuzzeichen doch gelohnt. Ich jedenfalls brauche dieses Wissen oft.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=12821
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