SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Die Mitte der Nacht ist der Anfang eines neuen Tages.
Ein alter Satz - eigentlich ein Lied, ein Hymnus aus den Anfängen des christlichen Glaubens. Die Mitte der Nacht ist der Anfang eines neuen Tages.
Für mich passt dieser Satz zum Samstag heute:
Der Tag danach. Jesus ist tot, gekreuzigt. Unfassbar!
Er ist für die Menschen seiner Zeit eine Lichtgestalt gewesen. Einer, von dem man dachte „Yes, he can".
Seinetwegen haben Menschen noch mal ganz neu anfangen können. Sind gesund geworden. Haben sich mit anderen und mit sich selbst versöhnt. Ihm haben die Menschen zugetraut, die Gesellschaft als ganze zu verändern.
Aber dann haben sie ihn gefoltert, gekreuzigt, ermordet.
So geht das doch immer.
Die Mächtigen siegen. Die Enttäuschten und Besiegten sitzen auf dem Scherbenhaufen ihrer Träume. Damals die Menschen um Jesus, heute diejenigen, deren Freiheitskämpfe niedergeschlagen wurden, die die Tyrannen nicht besiegen und jene, die der Macht einer Krankheit erliegen. So geht das doch immer, die Mächtigen siegen. Die Nacht herrscht.
Der alte Hymnus denkt weiter:
Die Mitte der Nacht ist der Anfang eines neuen Tages. Und der Hymnus fügt an: die Mitte der Not ist der Anfang des Lichts.
Mir hilft der Satz, um das Dunkle auszuhalten, um nicht darin zu versacken.
So schlimm und schrecklich es ist, was wir erleben - es ist nicht das Ende.
Gott wird daraus etwas Neues machen, einen neuen Tag. Einen ganz anderen Tag vielleicht als ich erwartet habe, aber einen Tag mit Licht und Hoffnung.
Gerade dann, wenn ich von kompletter Dunkelheit umgeben bin, wenn ich in der Mitte der Nacht stecke, gibt mir dieser Satz eine Perspektive: Die Mitte der Nacht ist der Anfang eines neuen Tages. Die Mitte der der Not ist der Anfang des Lichts.
Guten Morgen.

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