Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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10MAI2007
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Der Papst besucht Brasilien. Ein Land, in dem zwei Drittel aller Menschen katholisch sind. Ein Land aber auch, in dem Gewalt an der Tagesordnung ist. Gewalt, die mit uns zu tun hat. Denn heute genau vor einem Monat wurde der Trierer Priester Wolfgang Hermann in Brasilien ermordet. 46 Jahre alt. Die Hintergründe sind noch unklar.
Ich habe Wolfgang Hermann im letzten Sommer kennen gelernt: Unkonventionell, anders. Da war er noch Pfarrer in der Eifel. Aber schon damals hing sein Herz an Brasilien, er bereitete sich gerade auf den Umzug an den Amazonas vor.
Schon Mitte der 90er Jahre war er als Seelsorger in einer brasilianischen Gemeinde. Ein schwarzer Ring an seiner Hand drückte seine Liebe zu den Menschen in Südamerika aus. Ein Freundschaftsring aus der Nuss der Tukum-Palme. Für ihn ein Zeichen der Solidarität mit der armen Bevölkerung. Einheimische Frauen schnitzen ihn in mühevoller Handarbeit, um sich so den Lebensunterhalt zu verdienen. Der Ring hat ihn auch daran erinnert, was für ihn zählt: Manches Problem, das hier ach so groß erscheint, ist dann im Vergleich viel geringer. Man merkt dann, was wirklich zählt. Wer mal in echter Armut gelebt hat, für den ist die Frage, ob die Mehrwertsteuer hier 16 oder 19 Prozent beträgt, banal. Wer mit bewaffneten Kinderbanden zu tun hatte, der kann sich nicht mehr über die hier in Deutschland ach so verkommene Jugend aufregen.
Seine Liebe zu Brasilien hat Wolfgang Hermann jetzt mit dem Leben bezahlt. In einem Nachruf für ihn heißt es: „Ihm war bewusst, dass er in einem gewalttätigen Land leben und arbeiten würde. Aber sein Herz schlug für Brasilien.“ In Brasilien ist er jetzt beerdigt. In der österlichen Hoffnung, dass Gewalt und Tod auch dort nicht das letzte Wort haben.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=1280
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