Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Er ist in jeder Kirche zu finden: Ein Kreuzweg. Vierzehn Stationen, jede zeigt einen Ausschnitt aus dem letzten Tag Jesu. Seine Verurteilung, wie er das Kreuz trägt, wie er auf seinem langen Weg mehrfach stolpert, seine Hinrichtung und wie er schließlich vom Kreuz abgenommen wird. Bis heute bewegt dieser Kreuzweg die Menschen. In manchen Ländern wird er jedes Jahr nachgespielt, aufgeführt. Mit Schauspielern oder Laien, in Dörfern und Großstädten. Als großes Spektakel oder nur für ein paar Eingeweihte. Der berühmteste Kreuzweg wird in Jerusalem gegangen. Mit einem riesigen Kreuz zieht dort ein Jesusdarsteller durch die Straßen. Führt drastisch vor Augen, wie das damals war: der letzte Weg Jesu. Auch in Deutschland bietet fast jede Gemeinde einen Kreuzweg an. Meistens am Karfreitag. Zusammen geht man an den Stationen vorbei. Denkt über die letzten Stunden des Jesus von Nazareth nach. Sieht einen Menschen, wie er langsam vom Leben in den Tod geht. So wie jeder Mensch sterben muss. Das Thema geht jeden an. Weil jeder sterben muss. Manche friedlich, andere elend. Deshalb wundert es mich auch gar nicht, dass es auch Kreuzwege im Internet gibt. Ich mache schließlich viel im Internet: Zeitung lesen, Post verschicken, Sachen kaufen, Filme gucken. Dann hat auch der Glaube hier seinen Platz. Und auch ein Kreuzweg. Ein Angebot finde ich ganz spannend. Da kann ich einen Kreuzweg im Netz mitgehen. Vierzehn Tage lang gibt es jeden Tag neue Infos, Gebete, eine Meditation und Bilder. Eine andere, eine neue Form, sich auf die Kartage und Ostern vorzubereiten. Ich kann mir zum Beispiel abends ein bisschen Zeit reservieren. Kann in Ruhe über Leben und Sterben meditieren. Denn dieser Kreuzweg Jesu ist mehr als nur Geschichte oder gar Folklore. Er macht mich darauf aufmerksam, dass der Tod zum Leben gehört. Und er lässt mich hoffen, dass dieser Tod, so grausam er auch sein kann, nicht das letzte Wort hat. Dass der Weg des Menschen auch über das Kreuz und den Tod hinausragt. Wenn Menschen heute, 2000 Jahre nach dem Tod Jesu, noch diesen Kreuzweg gehen, dann sagen sie genau das: Jesus ist für uns lebendig. Der Tod ist nicht das Letzte, sondern höchstens das Vorletzte des Lebens.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=12788
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