SWR3 Gedanken

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Heute ist der Todestag von Marc Chagall, einem der wichtigsten Maler des 20. Jahrhunderts. Er ist 1985 gestorben und fast 100 Jahre alt geworden. Geboren ist er in Russland, dann war er in Paris. Während des Zweiten Weltkrieges ist er in die USA ausgewandert, denn er war Jude. Danach ist er wieder nach Frankreich zurückgekehrt. Und was hat Chagall mit SWR3-Land zu tun? Immerhin ist er Ehrenbürger der Stadt Mainz. Wahrscheinlich, weil er dort die Kirchenfenster in der St. Stephanskirche gestaltet hat. Die Kirchenfenster und Bilder von Marc Chagall sind bunt und voller skurriler Figuren: ein Fisch, der geigt, erinnert an seinen Vater. Der spielte Geige und hat in einer Fischfabrik gearbeitet. Eine Uhr mit Flügeln taucht immer wieder auf. Es ist die Pendeluhr aus dem elterlichen Wohnzimmer. Zeichen dafür, dass die Zeit dahin fliegt. Oder eine schwebende Frau mit nackten Brüsten: die sehnsüchtige Erinnerung an seine früh verstorbene Frau Bella. Manchmal sieht man auch den Eiffelturm in einem Bild. Er steht immer für den Himmel und die Freiheit. Himmel und Freiheit gehören für Chagall zusammen. Nicht Gott entscheidet über das Schicksal der Menschen, sondern wir haben es selbst in der Hand. Chagall musste auch erleben, dass diese Freiheit immer wieder dazu führt, dass Menschen grausame Dinge tun. Er litt sehr unter den Verbrechen der Nazis während des Zweiten Weltkrieges. Marc Chagall verarbeitet beim Malen diese Schicksalsschläge. Aber seine Werke zeigen auch, dass Gott die Menschen in aller Freiheit nie allein lässt: Gottesboten mit Flügeln huschen durch seine Bilder. Oder aus einem Wölkchen streckt sich eine helfende Hand nach unten aus. Gefragt, warum er so viele Motive aus der Bibel gemalt habe, antwortet Chagall: „Wer die Geschichten der Bibel liest oder betrachtet, der kann darin den Schlüssel zum Leben finden."

https://www.kirche-im-swr.de/?m=12765
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