SWR2 Wort zum Tag

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Das ist ein gewaltiger Bogen: von der verzweifelten Klage: „An die Toten denkst du nicht mehr, Gott, denn sie sind deiner Hand entzogen" so im Psalm 88, bis hin zu dem Satz im Lukasevangelium, daß Gottes Sohn stirbt, um allen zu leuchten, die in Finsternis sitzen und im Schatten des Todes (Lk 1,79)
Im Neuen Testament schreibt der Apostel Paulus: „ Wenn aber Christus nicht auferweckt worden ist, dann ist unsere Verkündigung leer und euer Glaube sinnlos." (1 Kor 15,14).
Bis zu diesem Satz im 1. Brief an die Korinther hat die Bibel viele Schritte zurückgelegt. In den frühesten Schriften des Alten Testamentes ist der Tod das Ende jeden Lebens. Bis zum Tod hat der Mensch Gemeinschaft mit Gott, mit seinem Volk und seiner Familie; dann aber werden alle Fäden abgeschnitten. Erst allmählich wächst in Israel das Vertrauen, daß Gottes Treue und Macht über den Tod hinaus wirksam sind. Menschen erleben, daß sie aus Todesgefahr gerettet werden, und sie beginnen Gott zuzutrauen, daß er sie auch jenseits des Todes nicht fallenläßt. Später spielt der Schöpfungsglaube eine Rolle: Wenn Gott die Welt und die Menschen erschaffen hat, dann kann er ihnen auch nach dem Tod das Leben wiedergeben. Dabei blieb der Tod ein Problem, vor allem der Tod junger Menschen und der vorzeitige Tod guter Menschen, während die Frevler glücklich und lange lebten. Auf der anderen Seite entstand das Empfinden: Das Leben guter Menschen kann doch nicht einfach so ausgelöscht sein. Gerade bei ihnen muß die Gemeinschaft mit Gott weitergehen. So bildete sich die Vorstellung, daß „ viele erwachen zum ewigen Leben, die anderen..... zu ewigem Abscheu" (Dan 12,2). Das Leben nach dem Tod konnte so die Gerechtigkeit bringen, die vor dem Tod nicht zustandekam. Zur Zeit Jesu glaubten die meisten Juden an die Auferweckung aus dem Tod. In diesen Glauben seines Volkes wurde Jesus hineingeboren mit seiner Botschaft von der grenzenlosen Liebe Gottes. Einer Liebe, die sogar den Tod berührt und die nicht nur den Guten und Frommen gilt. Das ist ein gewaltiger Bogen: von der verzweifelten Klage: „An die Toten denkst du nicht mehr, Gott, denn sie sind deiner Hand entzogen" so im Psalm 88, bis hin zu dem Satz im Lukasevangelium, daß Gottes Sohn stirbt, um allen zu leuchten, die in Finsternis sitzen und im Schatten des Todes (Lk 1,79) und daß er gekommen ist, um zu suchen und zu retten, was verloren war. Einen langen Weg sind Menschen gegangen bis zu diesem Glauben; ich darf wohl auch sagen: Sie sind von Gott einen langen Weg des Erkennens geführt worden, der sicher auch noch nicht zu Ende ist. Genauso wie der persönliche Glaubensweg eines jeden Menschen weitergeht, in vielen Windungen, aus eigener Kraft, begleitet von andern, mit Gottes Hilfe.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=12745
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