SWR3 Gedanken

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Schuhe hochhalten, Schlappen schwenken- sieht man jetzt auch bei uns auf Demos. Zuletzt beim großen Zapfenstreich des Ex- Bundespräsidenten.
Das sieht erst mal hip aus. Allerdings glaube ich: Wenn das in Mode kommt, machen wir uns nicht nur lächerlich. Wir verramschen auch unser christliches Tafelsilber. Warum?
Der Schuhprotest war das Symbol des arabischen Frühlings. Dort haben die Leute ihren Despoten den Schuh gezeigt. Für Muslime ist die Schuhsohle nicht nur dreckig, sie ist eklig. Weshalb sie in der Moschee oder zu Hause immer ihre Schuhe ausziehen. Aus Respekt. Wenn ein Despot Schuhsohlen gezeigt bekommt, dann heißt das: Du bist nicht nur ein unfähiger Politiker. Du bist ein Unmensch und eine Schande. Ich glaub nicht, das irgendein Politiker in unserem Land so eine Kritik verdient hat.
Hinzu kommt: in unserer christlichen Kultur gibt es einen Unterschied zwischen der Person und ihren Taten. Die Würde einer Person ist eine Sache, seine Taten eine andere. Taten darf und soll man zur Rechenschaft ziehen. Durch sachliche Kritik und durch einen fairen Prozess. Die Würde jedoch, die darf niemand einem anderen Menschen absprechen. Unsere Würde haben wir von Gott. Die ist nicht verhandelbar, egal wie behindert, unfähig oder straffällig wir geworden sind. Deshalb steht auch in unserer Verfassung. „Die Würde des Menschen ist unantastbar." Wir kritisieren, demonstrieren und prangern schlechte Politik an. Aber niemals vergreifen wir uns an der Würde eines Menschen. Das ist unsere christliche Kultur. Und darauf bin ich stolz.
Schuhe hochhalten ist ein Symbol im Kampf gegen arabische Despoten. Und das sollten wir -bei allem Respekt- den Menschen nicht wegnehmen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=12710
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