SWR2 Wort zum Tag

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„Jesus Christ Superstar." Andrew Lloyd Webber hat unvergessliche Musik dazu geschrieben. Immer wieder wird die Rockoper aufgeführt. Bei einer aktuellen Aufführung in Rottenburg war ich dabei.
In „Jesus Christ Superstar" werden die letzten sieben Tage Jesu nacherzählt. Wie er gelebt hat, wie er leidet, warum er stirbt und dass er aufersteht. Die zarten Banden zu Maria Magdalena, das spannungsgeladene Verhältnis zu Judas, der ihn schließlich verrät und seinen Tod einfordert - für Andrew Lloyd Webber sind diese Themen zentral. 
150 Personen - jung und alt - haben das Musical auf die Bühne gestellt. Und das kann sich hören und sehen lassen. Der Regisseurin war es wichtig, gegen Klischees zu arbeiten - auch wenn sie im Stück zu sehen sind. Maria Magdalena kocht auf einem Gaskocher für Jesus während er in aller Gelassenheit ihr Fotoalbum studiert. Als ich sie im Interview frage, ob das nicht kurz gegriffen wäre, sagt sie: „Nein, ich koche ja für ihn, das ist etwas Besonderes, denn es ist aus Liebe. Diese Beziehung basiert auf Respekt und Gleichberechtigung. Jesus begegnet Menschen immer auf Augenhöhe, er interessiert sich für mein Leben." Die Gelassenheit Jesu stört Judas von Anfang an, er rüttelt Jesus wach, er fordert ihn heraus. Zumindest so interpretiert es die Regisseurin. Der Höhepunkt des Stücks ist für mich: Als die Jünger „Jesus zu Jesus" machen. Sie kleben ihre Glaubens- und Werte-Vorstellungen als Plakate und Papierfetzen an seine Kleidung. Sie stecken ihm eine riesige Rose an die Hand. Und er singt: „Versteht ihr nicht um was es mir geht: Um die Macht der Liebe. Liebt eure Feinde." Mir läuft es kalt über den Rücken und gleichzeitig wird mir warm ums Herz. Die Botschaft ist angekommen. Jetzt verstehe ich die Worte Jesu ganz neu. Auch wenn die Interpretationen Webbers viele Fragen offen lassen. „Für mich ist Jesus ein Superstar. Er hat die Menschen mit seinem Wesen ausgehebelt", erklärt der junge Judas-Darsteller nach der Aufführung im Interview. Der Mob im Stück ist davon nicht überzeugt, gemeinsam basteln sie ein Kreuz, an dem Jesus sterben soll. Er aber geht ohne Worte von der Bühne. „Die Tatsache, dass Jesus uns am Ende des Stücks verlässt ist ein Hoffnungsbild. Jesus ist in der Ferne, aber wenn wir uns nach ihm sehnen - sind wir auf dem Weg zu ihm," erklärt die Regisseurin.

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