SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

Allen Eltern stehen mal die Haare zu Berge, wenn ihre Kinder anfangen, modisch herum zu experimentieren. Wilde Frisuren, kurze Röcke, Löcher in den Hosen, Piercings usw. sind bestens geeignet, den Puls der Eltern in die Höhe zu treiben.
Aber im Teenageralter gehört das dazu. Es gilt ja herauszufinden, wer ich bin und wie ich mich zeigen möchte. Kleidung und „Styling" spielen da eine große Rolle.
In der Familie kann es dann schon mal gewaltig krachen. Wenn die Kinder mit ihrem Stil so richtig aus dem Rahmen fallen und sich abgrenzen, ist es nicht leicht, die familiäre Gemeinschaft zusammenzuhalten und den Rebellen trotzdem das Gefühl zu geben, dass sie immer noch dazugehören, akzeptiert und geliebt sind.
Aber genau das brauchen sie auf dem Weg ins Leben. Sie brauchen Menschen, die ihnen signalisieren: So wie du bist, ist du ok und du gehörst zu uns.
Genau das braucht im Grunde jeder Mensch - egal wie alt er ist: das Gefühl, akzeptiert zu sein und einen Platz in der Gemeinschaft, egal wie man aussieht.
Das ist in der Familie so, aber auch in größeren Gemeinschaften, ob Dorf, Stadt oder Land. Einfacher wird es da nicht. Denn es kommen dann immer mehr unterschiedliche Menschen zusammen, die alle besonders sein, aber eben auch dazugehören wollen.
Vor knapp 2000 Jahren war das nicht anders. Auch da war Gemeinschaft nicht einfach und es hat zwischenmenschlich ordentlich gekracht. Da hat man sich gestritten, was das Zeug hält: wer gehört nun dazu und wie muss er sein.
Damals hat sich Paulus als Streitschlichter betätigt. Gemeinschaft ist eine gute Idee, fand er. Aber besonders wollte er Gottes Gemeinschaft mit den Menschen stärken, denn davon haben alle am meisten.
Gott ist nämlich noch mal eine andere Instanz als wir Menschen - er hat keine Probleme mit Rebellen oder Außenseitern - er hat für alle einen Platz. Und signalisiert jedem einzelnen: Du bist in Ordnung, auch wenn du anders bist. Wenn du willst, gehörst du zu mir, nicht obwohl, sondern weil du besonders bist.
Paulus Bild dafür ist: „In Gottes Gemeinschaft sind wir ein Leib mit vielen Gliedern". Wenn man sich das vorstellt, ist klar - es muss Unterschiede zwischen den Mitgliedern geben, genauso wie Augen und Füße unterschiedlich sind oder in einer Familie jeder einzigartig ist.
Zu Gottes Familie gehöre ich gern dazu - denn dort ist jeder gut aufgehoben - auch wer selber keine große Familie hat.
Und in Gottes Familie ist jeder willkommen! Sie auch!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=12685
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