SWR3 Gedanken

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Es war schon vor sechzehn Jahren nur sehr begrenzt witzig:
Eine angeblich linke Künstlergruppe stellte in Trier
eine ganz spezielle Reliquie aus: Die Unterhose von Karl Marx.
Angeblich echt, allerdings gereinigt; gezielt ausgestellt,
während im Trierer Dom der Heilige Rock gezeigt wurde,
ein sicher tausend Jahre altes Textil in Form einer antiken Tunika;
viele Christen glauben, dass sie das letzte Hemd von Jesus gewesen ist. Deswegen: der heilige Rock.

Auch dieses Jahr, heute genau in vier Wochen und dann gut vier Wochen lang,
wird die Tunika wieder öffentlich gezeigt werden -
sechzehn Jahre nach der letzten Wallfahrt
und der linken KarlMarx-Ausstellung an deren Rand.
Anlass: vor fünfhundert Jahren gab es die erste HeiligRock-Wallfahrt.
Martin Luther hat die übrigens grob beschimpft -  „Beschiss" zu Trier, fand er.

Und da kommt mir ein Verdacht:
Ob etwa die Sache mit der Unterhose sich da hat inspirieren lassen?
Aber nein: die linken Künstler sind unverdächtig,
sich mit Martin Luther und seiner - vermutlich sogar berechtigten - Kritik
auseinandergesetzt zu haben oder gar zu solidarisieren.
Unverdrossen stellen sie aber jedenfalls ihre angebliche Reliquie
auch dieses Jahr wieder aus.
Nicht mal ignorieren wird man das wohl bei der Kirche...

Aber vielleicht ist das ja auch ganz gut mit der angeblichen Unterwäsche
des Erfinders des Kommunismus: Zeigt nämlich ganz gut den Unterschied.
Christen werden in großen Scharen zum Heiligen Rock pilgern,
zur Tunika.
Denn die Reliquie ist ein Bild für Jesus Christus und
für die Botschaft des christlichen Glaubens; lebendig seit zweitausend Jahren.
Und die kann zusammenführen, was getrennt ist - auch ganz ohne Reliquien.

Die Ideen des Herrn Marx dagegen:
krachend zusammengebrochen nach nur zweihundert Jahren.
Und die angebliche Trierer Reliquie mussten sie jetzt stopfen - wg Mottenfraß.

Und das ist doch fast schon wieder witzig!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=12679
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