Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Mutter muss ins Pflegeheim. Sie merkt es selbst, allein zu Haus, das geht nicht mehr. Mutter braucht jetzt ein Heim und sie sagt das klar heraus: „Ich will das auch."
Viele Menschen mögen sich das ja gar nicht vorstellen, wollen bis zum Lebensende in den eigenen vier Wänden bleiben. Wir haben Glück: Unsere Mutter will ins Heim und das macht es einfach für uns... denken wir. Aber dann kommt der ganze Schlamassel hoch unter uns Geschwistern. Wer organisiert, wer bestimmt, wer regelt die neue Situation? Das macht in vielen Familien Stress und spätestens, wenn es um das Geld geht, werden familiäre Freundschaft und geschwisterliche Liebe hart geprüft.
Der Umzug ins Pflegeheim ist nicht nur ein riesiger Einschnitt im Leben der Mutter, auch für die Kinder bedeutet es, einmal mehr von der Mutter Abschied zu nehmen. Das alles muss man erst mal verstehen und auch betrauern.
"Da müssen wir jetzt wohl durch", sagt meine Schwester. Und sie meint "wir", weil nicht nur die Mutter mit der neuen Situation klar kommen muss. Für uns Kinder kommen damit Konflikte zum Vorschein, über die wir noch nie geredet haben. Wer hat sich am meisten um die Mutter gekümmert die letzten Jahre? Waren die Lasten der Pflege wirklich gleich und gerecht verteilt?
Von meinen Bekannten höre ich, dass solche Situationen ganz normal sind, auch wenn sie den Familienzusammenhalt hart prüfen. Auch wenn manchmal die Aggression unter den Verwandten ungeahnte Blüten treibt.
Aber Gott bewahre uns vor solchen Auswüchsen, haben wir uns gesagt.
Deshalb habe ich Gott um seinen Segen gebeten. Wir und alle, die alte Menschen begleiten, können seinen Segen wahrlich brauchen. Die Belastungen sind groß.
In den 10 Geboten steht: Du sollst deinen Vater und deine Mutter mit Ehre behandeln, auf dass du selbst lange lebest in dem Land, dass Gott dir schenken wird. Die Pflege der alten Menschen ist wohl entstanden aus der gereiften Erfahrung: es ist gut, Frieden miteinander zu finden. Frieden mit den Alten und Frieden unter den Geschwistern. In dieser Situation sie nicht zu verlieren, das ist eine echte Aufgabe. Die schaffen wir nicht allein.
Deshalb hilf uns, Gott, schenke den Betreuenden und den Pflegenden die nötige Kraft. Sei Du heute bei allen Altgewordenen und Helfenden und begleite uns alle mit deinem Segen. Amen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=12664
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