SWR3 Gedanken

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Eine Schale Reis, ungekocht 100 Gramm. Für die meisten von uns ist es schwer vorstellbar, nur eine Handvoll Reis am Tag zu essen. Und doch stehen etwa einem Drittel der Weltbevölkerung nicht mehr zur Verfügung. Auf diesen Skandal macht auch in diesen Wochen eine besondere Fasten-Aktion aufmerksam, an der sich ein paar hundert Menschen beteiligen. Die Idee: Eine Woche lang jeden Tag nur eine Schale Reis zu essen. Fasten, um selber zu erleben, wie das ist, mit ganz wenig auszukommen. Oder eben nicht auszukommen.
Die Vereinten Nationen haben versprochen, den weltweiten Hunger bis 2015 zu halbieren. Schon jetzt ist klar, dass dieses Ziel wohl nicht erreicht wird. Zu viele Pflanzen werden angebaut, aber nicht für die Ernährung, sondern zum Beispiel für die Herstellung von Biosprit. Finanzkrise, Klimawandel und Spekulationsgeschäfte mit Lebensmitteln verhindern ebenfalls, dass Hunger von der Tagesordnung dieser Welt tatsächlich verschwinden wird. Und während wir in Europa schon wieder zu sehr mit uns selbst beschäftigt sind, geraten die Ärmsten der Armen in Afrika und anderswo mal wieder aus unserem Blickfeld.
Können Sie sich vorstellen, mal für ein paar Tage nur mit einer Schale Reis am Tag auszukommen? Nicht als Diät, sondern als ein Zeichen der Solidarität. Menschen, die sich an dieser Aktion beteiligen, haben mir gesagt, dass sie sich schon nach zwei Tagen nicht gut fühlen. Der Hunger zehrt an ihren Kräften. Und die Versuchung, einfach an den gefüllten Kühlschrank zu gehen, ist riesengroß. Diese Hunger-Erfahrung hat viele verändert. Und bereit gemacht, eigene Lebensgewohnheiten zu überdenken. Sorgsamer mit Lebensmitteln umzugehen und sich für Projekte zu engagieren, die den Menschen in Afrika und anderswo helfen, wirklich satt zu werden. Dafür braucht es eben mehr als eine Schale Reis am Tag.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=12631
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