SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

Das Leben ist nicht planbar. Auch wenn ich das gut finden würde. Aber immer kommt etwas dazwischen. Etwas Unverhofftes und Unerwartetes, das Schicksal, der Zufall. Wechselfälle des Lebens eben. Dazu gehört die plötzliche Krankheit, die Behinderung bei einem Kind, der Unfall auf der Straße, der überraschende Tod. Aber nicht nur der einzelne Mensch muss mit diesen Wechselfällen kämpfen. Auch Krieg, eine Hungersnot oder Umweltkatastrophen wie ein Tsunami oder eine Ölpest gehören dazu. Es sind Ereignisse, die das Leben von Menschen umstürzen oder sogar beenden können. Schon immer mussten sich Menschen mit solchen Wechselfällen des Lebens auseinandersetzen. Und sie haben das vor allem mit der Religion gemacht. Haben ihren Göttern Opfer gebracht, um sie gnädig zu stimmen, haben magische Beschwörungen vorgenommen, um eine Hungersnot zu wenden oder eine Krankheit zu vertreiben. Heute sucht man diesen Wechselfällen des Lebens anders zu begegnen. Gegen Krankheiten hilft der medizinische Fortschritt, Unfälle sucht man mit Versicherungen zumindest finanziell  abzusichern, gegen Kriege helfen Abkommen zwischen Staaten, und gegen die nächste Hungersnot am besten Vorräte. Aber trotzdem kommt es zu Schicksalsschlägen. Zu Unglücken und Krankheiten. Und dann bleibt das eine große Fragezeichen: Was soll mir ein Schicksalsschlag sagen? Die einen sagen: Das, was mir passiert, ist gottgewollt. Oder: Es ist eine Strafe der Natur. Die anderen sagen: Ein Schicksalsschlag sagt nichts. Er ist einfach da. Ich glaube, dass die Frage falsch ist. Denn es geht nicht darum, was mir ein Schicksalsschlag sagt. Die Frage lautet eigentlich: Wie gehe ich damit um? Wie kann ich damit leben kann, dass ich eine Krankheit habe? Dass mein Kind behindert ist? Dass ich einen Menschen plötzlich verliere? Und wie kann ich anderen helfen, die einen Schicksalsschlag erleben und vielleicht meine Hilfe brauchen? Das sind große Fragen. Aber ich muss sie immer wieder lösen.

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