SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Ich beteilige mich immer wieder an Briefaktionen von amnesty international. Vor zwei Monaten habe ich folgende Zeilen an den Chef des ägyptischen Militärgerichts geschrieben: „Sehr geehrter Herr Generalmajor. Wie ich von amnesty international erfahren habe, befindet sich Maikel Nabil Sanad völlig zu Unrecht in einem Ihrer Gefängnisse in Ägypten. Dabei hat er nichts weiter getan, als in seinem Internet-Blog Kritik an der Gewalt des Militärs gegenüber Demonstrierenden zu äußern. Er hat damit nur sein Recht auf freie Meinungsäußerung wahrgenommen aber er wurde dafür von einem Militärgericht zu drei Jahren Haft verurteilt. Ich bitte Sie deshalb eindringlich, Maikel Nabil Sanad umgehend und bedingungslos freizulassen." Ich mache bei den Briefaktionen von amnesty international mit, weil ich es für meine Pflicht halte, bei Unrecht nicht wegzuschauen, sondern etwas zu tun. Wenn auch mit bescheidenen Möglichkeiten. Wird mein Protest etwas bewirken? Oder landet der Brief nur im Müll? Ich stelle mir vor, wie das ist, wenn mein Brief beim Generalmajor ankommt. Wie er den Brief öffnet und vielleicht denkt: „Ein Brief aus Deutschland. Woher wissen die, was ich hier mache?" Ich stelle mir vor, wie der Generalmajor ein bisschen zusammenzuckt, vielleicht denkt: „Mist, die kriegen das alles mit." Und deswegen schreibe ich weiter Briefe, auf richtigem Papier, mit Briefmarke, damit der Generalmajor es nicht als Massen-email abtun kann. Tatsächlich besagt eine Statistik von amnesty international, dass sich nach einer Briefaktion mindestens in einem Drittel der Fälle für die Betroffenen etwas verbessert. Leider habe ich noch nicht gehört, dass sich auch für Maikel Nabil Sanad etwas verbessert hat. Aber ich hoffe weiter und werde den nächsten Brief schreiben, denn Glaube kann manchmal Berge versetzen.

 

 

 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=12584
weiterlesen...