SWR3 Gedanken

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Hildegard Burjan war österreichische Parlamentarierin und lebte vor ca. 100 Jahren in Wien. Sie wurde dieses Jahr für Ihr Lebenswerk von Papst Benedikt XVI. selig gesprochen. Für Hildegard Burjan gehören Christentum und Politik ganz eng zusammen. „Volles Interesse für die Politik gehört zum praktischen Christentum," sagte sie einmal. In Zeiten der Politikverdrossenheit hat mich das Zitat hellhörig gemacht. Ich soll mich als Christ voll für Politik interessieren? Auf einem alten Schwarzweißfoto um 1920 sieht man Hildegard Burjan im Kreis der anderen Abgeordneten. Sie hat eine weiße Bluse an, um sie herum nur Männer in dunklen Anzügen. Sie sticht richtig hervor auf dem Bild. Vielleicht ist das typisch für Hildegard Burjan, denn auch ihre Arbeit stach damals hervor. Ihr ging es in der Politik immer darum, sich für die Armen einzusetzen: Sie hat die Arbeiterinnen Österreichs in Verbänden organisiert. Damit wollte sie bessere Arbeitsbedingungen für die oftmals ausgebeuteten Frauen durchsetzen. Wenn es darum ging, sich für das Leben der Menschen einzusetzen, hat es für Hildegard Burjan keine Kompromisse gegeben. Schon gar nicht im eigenen Privatleben. Als sie schwanger war, rieten ihr die Ärzte zur Abtreibung. Andernfalls könne sie bei der Geburt sterben. Doch sie hat sich davon nicht beirren lassen und brachte unter Lebensgefahr ihr Kind zur Welt. Diesen persönlichen Einsatz zeigte sie auch im Parlament. Die Seligsprechung Hildegard Burjans ist für mich ein Signal: Christen sollen sich in der Politik engagieren, um den Armen eine Perspektive zu geben.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=12580
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