SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

„Tu Gutes und rede darüber". - Ist es nicht ein bisschen unfein, mit guten Taten ans Licht und damit in den sicheren Applaus der Öffentlichkeit zu gehen? - Gute Taten brauchen eine Aufrichtigkeit, die ohne Öffentlichkeit auskommt. Aber sie brauchen auch eine Ausstrahlung, so dass andere mittun und sie vermehren können. Mit frohem Herzen und gerne soll Gutes getan werden, schreibt Paulus in einem seiner Briefe an die Gemeinde in Korinth: „Gott liebt den, der fröhlich gibt." (2. Kor. 9,7). Er verwendet dabei ein Wort, das einen besonderen Klang im biblischen Denken hat: Er spricht von charis. Dieses griechische Wort hat eine breite Spanne an Bedeutungen: Anmut, Charme, Gnade, Schönheit, Dank. Wo Menschen von Herzen freigiebig und aus Dankbarkeit gütig sind, verbinden sie sich mit Gottes Schönheit und Gnade. In ihren Dankgebeten geben Menschen Gott zurück, was sie von ihm empfangen haben. Sie geben ihm seine Gaben als ihre Gaben zurück, und doch zugleich mehr, denn: Die göttliche charis ist in ihrem Tun reicher geworden: Menschen haben Zeit füreinander, sie wenden sich einander zu, sie helfen sich gegenseitig auf und stützen sich. Am Klosterbrunnen von Maulbronn ist dieses Mehr-Werden abgebildet: Das Wasser im Brunnen fließt über eine Schale nach der anderen hinunter in die nächst größere. Der Brunnen zeigt: Die göttliche Gnade überströmt die Menschen und wird dadurch größer, dass Menschen ihren Dank dafür an andere weitergeben. Paulus sagt: Das Geben soll mit Anmut geschehen. Dazu gehört, dass es aus freien Stücken und mit Freude getan wird. Dieses Geben ist schön und macht schön, es hat Ausstrahlung. Und: Jedes Geben unter den Menschen ist immer ein nehmendes Geben - es verdankt sich dem Geber aller Gaben, Gott selbst.  Das heißt: Wer gibt, schöpft aus der Fülle Gottes. Wer gibt, nimmt nicht sich selbst etwas weg, sondern gibt etwas weiter. Wer in dieser Weise geben kann, muss nicht ängstlich darauf achten, ob er, ob sie womöglich zu kurz kommt. Es ist genug da, für einen selbst, und für andere. Davon soll man reden. Nicht sagen: Wir haben zu wenig Finanzen. Wir haben immer weniger Personal für immer mehr Aufgaben. Sondern: Wir teilen, was da ist. Wir stärken die, die sich engagieren. Gott beschenkt uns. Wir können geben, wir haben genug von allem. - Deshalb: Legt Anmut in das Geben. Es hat Charme.

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