SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Meine Frau und ich sind die absoluten Herrscher. Jedenfalls in unserer Familie. Wir machen die Gesetze, wir vollziehen die Gesetze und wir werden angerufen, wenn es zu Unregelmäßigkeiten kommt.
Unsere Kinder, 2 und 4 Jahre alt, nehmen das täglich in Anspruch. Mehrmals am Tag muss ein Streit geschlichtet werden. Meistens war der Ausgangspunkt eine Art begangener oder versuchter Diebstahl. Der eine wollte das haben, was die andere gerade hat.
Und dann kommt es zur Verhandlung, mit Ankläger und Beschuldigtem. Im Zweifel kommt noch eine lautstarke Klage wegen Körperverletzung dazu, die im Grunde unstrittig ist, weil sie vor den Augen des Gerichts- also uns- stattgefunden hat.
Gerechtigkeit herzustellen ist eine schwierige Sache. Aber aus der Frage raus stehlen kann man sich auch nicht. Gerechtigkeit muss man  Kindern auch beibringen. Und Gerechtigkeit kann nur bestehen, wenn man sich selbst dran hält.
Vielleicht ist das auch das wichtigste an der Sache, in der Familie. Aber wahrscheinlich nicht nur dort: Dass man sich beim Thema Gerechtigkeit selbst dran hält. Weil sonst alles und vor allem die ganze Glaubwürdigkeit zusammenfällt. „Gerechtigkeit soll strömen, wie ein nie versiegender Bach" heißt es in der Bibel. Und der Bach hat wohl seinen Ursprung bei jedem einzelnen. Gerechtigkeit zu üben ist wichtig, für die gute Stimmung in der Familie und für die eigene Glaubwürdigkeit. Wer keine Gerechtigkeit übt, und nicht bei sich selbst anfängt, der ist nicht mehr glaubhaft. Und Kinder merken das schnell. So schnell, dass auch vermeidliche Alleinherrscher irgendwann gestürzt werden.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=12531
weiterlesen...