SWR3 Gedanken

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Wenn ich als evangelischer Pfarrer heute was zum Rosenmontag und zum Fasching, Karneval oder zur Fasnet sage, kann ich wahrscheinlich nur Fehler machen.
Das närrische Treiben ist katholisch und dem protestantischem Geist fremd.
Für alle Evangelischen, die in einer Fasnachtshochburg wie Mainz oder Köln leben mag das anders sein, ich lebe in Schwaben in einer stockevangelischen Gegend. Da gibt es nichts zu lachen. Jedenfalls nicht auf Kommando wie in der Fasnet!
Und überhaupt: Diese verordnete Lustigkeit! Das ganze Jahr war traurig und dann soll plötzlich alles lustig sein und hinter jeder Ecke lauter ein dreifach donnerndes Ufftäää! Hinzu kommt: nach ein paar Tagen ist alles wieder vorbei. Dann werden die Narrenkappen wieder in den Schrank gelegt. Aus Prinz Manfred I wird wieder ein Sparkassenangestellter und aus Prinzessin Claudia III die Sekretärin im Autohaus. Nach ein paar Tagen - von mir aus auch Wochen - der Ausgelassenheit kommt rumsdiebums der  Alltag. Gerade war noch die Lustigkeit verordnet, gilt jetzt wieder der Ernst des Lebens.
Wobei, zum Stichwort „verordneten Lustigkeit" fällt mir als Pfarrer sogar eine Stelle aus der Bibel ein. Im Buch „Prediger" gibt es eine berühmte Stelle, in der heißt es: Alles hat seine Zeit! Traurigsein hat seine Zeit und Lachen hat seine Zeit! Wer also Spaß am Fasching hat und den Drang hat jetzt zu feiern, für den ist jetzt eben die Zeit dafür.
Also denn: Lass ich halt den Pfarrer Pfarrer sein und setz mir ne Pappnase auf. Ist wahrscheinlich nicht besonders lustig, aber wenigstens biblisch! Alles hat seine Zeit. Jetzt eben das Lachen: Helau, Alaf, und AMEN.

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