SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Dass eine dreizehnjährige Konfirmandin mich trösten würde, hätte ich nicht gedacht.
Und dabei war ich ganz schön niedergeschlagen. Man hat mir nämlich gesagt, was ich schon wusste. Ich würde immer mal wieder zu spät kommen. Außerdem hätte ich im Gottesdienst mal etwas verschusselt. Das kann ich schon nachvollziehen, aber wie es zu mir gesagt wurde, hat mich verletzt. Die Worte waren verletzend und außerdem lief alles anonym ab. Das hat mich noch hilfloser gemacht.
Das hat mich alles mitgenommen, mehr als ich gedacht hatte. Ich stand völlig neben mir. Zum Konfirmandenunterricht hatte ich auf jeden Fall keine Lust mehr.
Tja, und dann kam meine Konfirmandin Sara. Sie sollte diesmal etwas aus der Bibel herauszusuchen, und den anderen vorlesen.
Sie hat sich einen Vers aus einem Psalm herausgesucht und las dann also vor: "Ich höre, wie sie über mich tuscheln; von allen Seiten bin ich bedroht. Sie stecken ihre Köpfe zusammen und überlegen, wie sie mich zur Strecke bringen. Doch ich verlasse mich auf dich! Du, HERR, du bist und bleibst mein Gott! "
Das war, wie für mich gemacht in dem Moment. Und es hat mich wieder aus meiner schlechten Laune raus geholt. Einfach nur diese Worte.
Sara hat das nicht absichtlich gemacht, aber es war schön und hat gut getan. Und: Sara hat damit etwas gemacht, was Martin Luther dann „Priestertum aller Gläubigen" nennen. Sie hat mich mit den Worten, die sie ausgesucht hat getröstet. Sie hat mir Gott nahe gebracht, eine Aufgabe die früher eben Priestern vorbehalten war. Danke Sara!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=12525
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