SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

 Wo bin ich zu Hause? Die Frage stellt sich heute für viele Menschen dringender denn je. Die Mobilität hat zugenommen, für den Beruf pendeln viele, manche führen Wochenendbeziehungen, die Enkel leben in alle Winde verstreut. Ich habe selber durch viele Umzüge und Ortswechsel erfahren: es ist schwer, sich heimisch zu fühlen, zu Hause zu sein. Am meisten Heimat ist für mich immer noch mein Geburtsort. Köln. Auch wenn ich nur noch selten in die Domstadt komme. Aber alles, was mit der Stadt zu tun hat, weckt in mir Heimatgefühle. Zum Beispiel der 1. FC Köln. Mein Fußballverein. Es war oft schwer, Fan dieses Vereins zu sein. Die großen Triumphe liegen lange zurück. Aber wenn ich montags morgens in der Zeitung die Sportberichte studiere, dann stellt sich so etwas wie ein Heimatgefühl ein, wenn ich den Namen meines Vereins lese.
Wo bin ich zu Hause? Die Antwort auf die Frage lautet: Wo ich Heimatgefühle bekomme. Das kann die Kirche im Geburtsort sein, der alte Baum, unter dem ich als Kind immer gespielt habe, der Geruch des Pflaumenkuchens, den meine Mutter immer machte. Und für manche ist klar: „Ich bin da zu Hause, wo meine Liebsten sind." Also wo die Partnerin oder der Partner, die Kinder, die Verwandten sind, da ist Heimat. Beziehungen stiften Heimat.
Wo bin ich zu Hause? Die Frage stellt sich dem, der nicht mehr ganz zu Hause ist. Wer wegziehen musste, sich einsam oder verloren vorkommt. Damit umzugehen ist selten leicht. Mich beeindruckt eine Geschichte aus der Bibel, in der es genau darum geht: Um Heimat und den Verlust der Heimat. Da wird Abram aufgefordert: „Zieh weg aus deinem Land." (Gen 12,1) Und Abram geht, denn er hört Gott zu sich sprechen. Immerhin ist da Abram schon fünfundsiebzig. Ein Alter, wo die meisten längst sesshaft sind. Aber Abram geht. Verlässt seine Heimat, weil ihm Gott verspricht: Du wirst eine neue Heimat finden. In einem neuen Land. Dort wird dein Leben gesegnet sein - und du wirst ein Segen für andere sein.Wo bin ich zu Hause? Die Geschichte von Abram hilft mir, auch weit weg vom Ort meiner Kindheit zu Hause zu sein. Heimat ist da, wo ich anderen ein Segen sein kann, für andere da sein kann, anderen gut sein kann. Und das tut auch mir gut.

 

 

 

 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=12501
weiterlesen...