SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Ich mach´s, ich mach´s nicht, ich mach´s, ich mach´s nicht. Als Kind habe ich manchmal die Blätter an einem Gänseblümchen abgerupft. Eins nach dem anderen. War das letzte weg,  dann stand die Entscheidung. Spring ich oder spring ich nicht. Spreche ich sie an oder nicht. Immerhin auch eine Methode, Entscheidungen im Leben herbeizuführen. Ungefähr so gut und sicher wie Streichhölzer ziehen oder Münzen werfen. Gottesentscheidungen hätte man das früher vielleicht genannt. Natürlich bin ich als Erwachsener viel abgeklärter. Mache Tabellen, liste alles auf. Jedes Pro und Contra. Füttere vielleicht sogar Computerprogramme damit. Ob es nun um die Wahl des neuen Autos geht oder die Entscheidung, ob ich den angebotenen Job annehmen oder ausschlagen soll. Manche unserer Studenten in der Hochschulgemeinde ringen so mit sich, wenn es um die Weichenstellung nach dem Studium geht. Und manche können sich auch zu gar nichts durchringen. Aus lauter Angst, die falsche Entscheidung zu treffen.
Manchmal bete ich auch, wenn ich vor einer besonders schweren, weil weit reichenden Entscheidung stehe. Nicht weil ich erwarte, dass Gott sie mir abnimmt. Sondern weil ich weiß, dass es rein objektive Entscheidungen eben nicht gibt. Dass immer auch meine Hoffnungen und Wünsche, immer auch meine Ängste eine Rolle spielen. Manchmal viel mehr, als mir lieb ist. Und dass ich die Konsequenzen meiner Entscheidung letztlich selber tragen muss. Wenn ich bete,  vergewissere ich mich, auf welchem Grund ich eigentlich stehe. Das macht die Entscheidung zwar nicht leichter. Aber es hilft mir, sie zu tragen, was immer auch geschieht.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=12492
weiterlesen...