SWR3 Gedanken

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Er kann nichts dafür, der Bischof Valentin, der im vierten Jahrhundert in Italien lebte. Nichts für rosaroten Kitsch. Nichts für Schokoladenherzen oder allerhand Blumensträuße, die heute den Besitzer wechseln. Valentinstag, der Tag aller Liebenden. Dass der nun ausgerechnet auf dem Todestag des Bischofs Valentin liegt, hat sich irgendwann so ergeben. Der Heilige hätte wahrscheinlich auch gar nichts dagegen. Immerhin geht es um die Liebe und die hat Zuspruch von oben auch heute manchmal nötig. Denn mit der Liebe ist es schwieriger geworden, vertrackter. Die Ansprüche, die Menschen heute an die Liebe stellen, sind vielfach gewachsen. Wir Menschen seien wählerischer geworden, auch anspruchsvoller, sagen die Sozialforscher. Die Ausdauer dagegen, wenn es mal nicht so klappt mit der Liebe, die ist gesunken.
Sicher, wir leben ja auch nicht mehr zur Zeit Valentins. 1700 Jahre nach seinem Tod ist alles hektischer geworden und unübersichtlicher. Und unsere Erwartungen ans Leben? Auch die sind heute viel höher als damals. Erwartungen an unsere Arbeit, unser Glück. Erwartungen an die Liebe und an die, die wir lieben. Und manchmal, da sind sie vielleicht auch einfach zu groß. Der Apostel Paulus hat den Anspruch an die Liebe einmal großartig formuliert und damit Weltliteratur geschrieben. Die Liebe, so schreibt er, ist geduldig und sie ist gütig. Sie ereifert sich nicht und spielt sich nicht auf. Sie handelt nicht ungehörig, sucht nicht den eigenen Vorteil. Sie lässt sich nicht zum Zorn reizen und trägt Böses nicht nach. Sie erträgt alles, glaubt alles, hofft alles und hält allem stand. (vgl. 1 Kor 13) Worte wie gemacht für den Valentinstag.

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