Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Eigentlich freue ich mich auf das Kind..." Eine Freundin von mir ist schwanger. Als sie mir das erste Mal davon erzählt hat, war sie ganz aufgeregt vor Freude. Aber als ich sie neulich wieder getroffen habe, hat sie irgendwie bedrückt gewirkt.
Der Arzt hat ihr geraten, einen besonderen Ultraschall bei einer Pränatal-Praxis machen zu lassen. Nur vorsorglich. Dabei ist sie gerade mal 30. Weil sie alles richtig machen wollte, hat sie die Untersuchung machen lassen.
Das Vertrackte an der Untersuchung ist: Sie liefert keinen Befund, sondern nur eine Wahrscheinlichkeit: Man kann also dann vermuten, dass das Kind krank oder auch, dass es gesund ist. Ist einem das zu unsicher, kann man danach noch eine Untersuchung machen lassen und dann noch eine - und die liefern dann immer neue Wahrscheinlichkeiten und Vermutungen über den Gesundheitszustand des Kindes.
Sie müsse sich keine Sorgen machen, hat der Arzt zu meiner Freundin gemeint. Es sei nicht besonders wahrscheinlich, dass ihr Kind krank sei. Auch wenn sie diese Auskunft beruhigen müsste - freuen kann sich meine Freundin jetzt trotzdem nicht mehr richtig. Diese ganze Wahrscheinlichkeitsberechnerei hat sie völlig verunsichert.
Ich habe mir überlegt, was meiner Freundin helfen kann: Damit sie sich wieder freuen kann auf das Kind. Die statistischen Werte und Wahrscheinlichkeiten können keine Sicherheit geben. Im Gegenteil: Sie zeigen erst recht, wie ungewiss alles ist, was kommt.
Was ihr helfen kann, ist Vertrauen. Und damit meine ich nicht nur das Vertrauen ins Leben, dass schon alles glatt laufen wird, sondern ein viel größeres Vertrauen. Das Vertrauen, dass Gott ihr geben kann: Dass er sie bei allem, was kommt, nicht im Stich lässt. Dass er ihr für alles die Kraft gibt, die sie brauchen wird. Egal wie dick es kommt. Denn da entwickelt sich ja noch unglaublich viel mehr als das kleine Kind in ihrem Bauch: Muttersein, Vatersein, eine  Familie werden...
Ich wünsche meiner Freundin, dass ihr das gelingt. Dass sie all das, was sie nicht in der Hand hat, Gott anvertrauen kann. Damit ihr Blick frei wird für das Schöne: Ihr Bauch wird immer runder, mittlerweile kann man deutlich erahnen, dass darin ein kleiner Mensch wächst. Dass sie Platz hat, sich zu freuen. Neugierig zu sein auf das Kind: Wie sie es zum ersten Mal in den Arm nimmt. Und dann, wie es sie anschaut. Wie es zum ersten Mal lacht... Kann sie denn besser für ihr Kind sorgen, als sich einfach auf es zu freuen?

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