SWR3 Gedanken

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Jaël ist ein «bad girl of the bible», ein böses Mädchen der Bibel. Sie tötet heimtückisch einen Mann - und rettet ein Volk. Und das kam so:
Damals vor 3000 Jahren wurde das Volk Gottes lange Zeit mit Gewalt von einem Nachbarstaat unterdrückt. Da beschließen Debora, Richterin und damit wichtigster Mensch im Staat, und ihr Hauptmann Barak sich zu wehren. Es kommt zum Kampf - das Volk Gottes gewinnt die Schlacht, die Unterdrücker müssen abziehen, aber ihrem Anführer gelingt die Flucht. Der flieht nun und sucht Unterschlupf bei Jaël; er dringt bei ihr ein, verlangt zu trinken und legt sich völlig fertig hin, um sich ein wenig auszuruhen. Diesen Moment nutzt Jaël aus. Nun war damals keiner zimperlich im Umgang mit den Feinden. Jaël jedenfalls, so erzählt es die Bibel, durchbohrt den armen Kerl mit einem Pflock (Richter 4,21).
Nun ist das nicht gerade die feine englische Art und für Kinderohren schon mal gar nichts. Und heute sind wir - Gott sei Dank - weiter in der Frage, mit welchen Mitteln man kämpft. Lässt man die Frage der Gewalt, die Jaël gebraucht hat, einmal beiseite, dann bleibt: hier wehrt sich eine Frau. Sie nimmt nicht hin, dass Unrecht geschieht und Gewalt herrscht.
Unterdrückung und Gewalt, heute kommen sie einher als Mobbing, Rassismus, Diskriminierung aufgrund von Alter oder Geschlecht, als häusliche Gewalt.
Jaël wehrt sich auf ihre Weise. Sie ist keine von den Mächtigen, die Befehle erteilen können; sie ist kein Mann, der notfalls in die Schlacht ziehen kann; sie ist weder sonderlich groß noch stark. Aber letztendlich wehrt sie sich doch.
Gott gefällt es, wenn jemand Zivilcourage beweist. Wenn jemand sich Unrecht in den Weg stellt. Wenn jemand einsteht für sich und für andere.

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