SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

Beim Spaziergang im Park habe ich vor kurzem ein paar Jugendliche gesehen, die auf einem Spielplatz mit leeren Bierflaschen rumwarfen. Das ging solange, bis eine Flasche zu Bruch ging und die Scherben im Sand oder auf dem Weg lagen. Dann war die nächste dran. So etwas macht mich wahnsinnig. Also bin ich zu den Jugendlichen hin und habe sie gebeten, mir einen Gefallen zu tun: an die Kinder zu denken, die sich an den Scherben verletzten könnten, und ich wollte, dass sie die Flaschen aufsammeln und wegwerfen. Das einzige, was ich geerntet habe, waren respektlose Antworten...und eine Flasche, die mir provozierend nachgeworfen wurde. Ich hätte platzen können! Und wenn schon nicht die Flasche - aber meine Wut hätte ich ihnen entgegen geschleudert.
Über diese Sache würde ich gerne einmal mit dem heiligen Don Bosco reden. Denn über die arbeitslosen Jugendlichen im Turin des 18. Jahrhunderts hat er gesagt: „Diese Kinder sind Edelsteine, die auf der Straße liegen. Sie müssen nur aufgehoben werden, und schon leuchten sie." Der Bauernsohn aus dem italienischen Piemont setzte sich nach seiner Priesterweihe mit ganzem Herzen für die herumstreunenden Jugendlichen ein, während diese von den Oberen der Stadt und der Kirche nur missbilligt wurden. Weil er freundlich mit ihnen umging und sie mit einfachen Mitteln sinnvoll zu beschäftigten wusste, strömten sie in Scharen zu ihm. Don Bosco gab ihnen in offenen Wohnheimen ein Zuhause und mit Schulen und Werkstätten eine sinnvolle Ausbildung. „In jedem jungen Menschen," schreibt er, „auch in dem schlimmsten, gibt es einen Punkt, wo er dem Guten zugänglich ist. Und diesen Punkt gilt es zu finden." Don Bosco stützte sich dabei auf sein unerschütterliches Gottvertrauen: „Gott hat mir immer geholfen. Er wird mir auch künftig helfen," war er sich sicher. Von seiner Überzeugung haben sich seit dem tausende Menschen anstecken lassen. In dem von ihm gegründeten Orden der Salesianer kümmern sie sich überall auf der Welt um benachteiligte Kinder und Jugendliche. Heute, am 31. Januar, ist sein Gedenktag. Und weil er ein fröhlicher und sehr humorvoller Mensch gewesen ist, lasse ich mir heute gerne von ihm sagen: „Das Beste, was wir auf der Welt tun können, ist Gutes tun, fröhlich sein, und die Spatzen pfeifen lassen."

https://www.kirche-im-swr.de/?m=12417
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