SWR3 Gedanken

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Der arme Mensch liegt krank im Bett, da rauscht eine Dame ins Zimmer, aufgedonnert mit der neuesten Kollektion aus Mailand, braungebrannt vom letzten Urlaub, und erzählt wie gut es ihr geht. Ein Besuch, wie er nicht sein sollte. Besuche im Krankenhaus sind oft gar nicht so einfach, ein Krankenhausseelsorger hat da wohl schon unglaubliche Sachen erlebt. Darum hat er ein paar Tipps für den Patientenbesuch zusammengestellt. Die möchte ich gern weitergeben. Zum Beispiel zur Besuchszeit und zur Besuchsdauer. Wie oft man einen Menschen im Krankenhaus besucht und wie lange man bei ihm bleibt, sollte sich nach der Beziehung zu ihm richten. Bei einem Arbeitskollegen oder einem entfernten Bekannten genügen zehn Minuten. Kurz, aber herzlich. Die günstigste Besuchszeit liegt zwischen 18 und 20 Uhr. Weil dann der medizinische Alltag zu  Ende ist und es keine Visiten oder Behandlungen mehr gibt. Auch die Gesprächsthemen beim Krankenbesuch wollen bedacht sein. Grundsätzlich gilt, über die Krankheit wird möglichst nur so viel gesprochen, wie der Patient selbst es will. Vor allem nach schweren Operationen sind belastende Themen zu vermeiden. Mit Familiensorgen soll der im Bett Liegende nur insoweit konfrontiert werden, wie er sie auch verkraften kann. Damit sich der Mensch trotz aller Schonung nicht ausgeschlossen fühlt, sollte im Krankenzimmer nie über ihn oder über etwas gesprochen werden ohne ihn einzubeziehen. Flüstern ist unbedingt zu vermeiden. Gespräche mit dem Arzt über Diagnose und Behandlung gehören vor die Tür. Und schließlich, die Geschenke. Auch hier gilt, mit Bedacht auswählen! Die Flasche Kognak für einen Patienten, der vielleicht auch wegen eines Alkoholproblems behandelt wird, ist so fehl am Platz wie die kleine Süßigkeit nach der Magenoperation.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=12399
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