SWR2 Wort zum Tag

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Ich glaube - was sage ich eigentlich, wenn ich mich so zu meinem Christsein bekenne? Im Gottesdienst spreche ich das Glaubensbekenntnis mit. Es zählt auf, was Christen seit alters glauben:  Von Gott. dem Schöpfer ist die Rede, von Jesus Christus und seiner Geschichte, vom Heiligen Geist und dem, was er bewirkt. Manchmal legt sich mir bei dieser Aufzählung der Vergleich mit einem großen Haus mit vielen Zimmern nahe. Es ist das Haus des Glaubens, in dem ich mit meinem Glauben wohnen kann. Ich muss mich nicht in allen Räumen in gleicher Weise zu Hause fühlen. Wichtig ist aber, dass ich in diesem Haus wirklich meine Bleibe finde und meinen Platz habe. Wenn ich sage ich glaube, bekenne ich, dass ich mit meinem Leben, mit meinem Glück und meinem Leid, meinem Tun und Lassen, dem Gelingen und Versagen im Haus des Glaubens wohne, dort geborgen bin, Gemeinschaft mit anderen Bewohnern erfahre, vertrauen und hoffen kann.
Aber erlebe ich es so? Kann ich es so wirklich sagen? Es gibt doch auch Zeiten in meinem Leben, in denen ich mich unbehaust und ungeborgen fühle, von Ängsten und Zweifeln geplagt bin und Vertrauen und Hoffen einfach nicht gelingen? Was kann ich dann sagen und bekennen? - Das Markusevangelium erzählt von einem Mann, der für seinen schwer kranken Sohn Heilung bei Jesus sucht. Er findet zunächst nur die Jünger Jesu, die nicht helfen können. Dann kommt Jesus und erlebt einen schlimmen epileptischen Anfall des Sohnes mit. Mit seiner ganzen Verzweiflung bittet der Vater für sein Kind und sich selbst: Wenn du etwas kannst, so erbarme dich unser und hilf uns! Jesus beantwortet die verzweifelten Bitte mit den Worten: Alles ist möglich dem, der da glaubt. Verlangt er damit nicht Unmögliches? Wie kann er einen solchen Glauben von einem fordern, der gerade erlebt hat, dass die Heilungsversuche der Jünger gescheitert sind. Ganz aufgeben will der Vater aber dann doch nicht. Er schreit: Ich glaube; hilf meinem Unglauben! Ich glaube - damit sagt er mehr, als er eigentlich sagen kann. Er will glauben, will den Funken Hoffnung auf Hilfe nicht zum Erlöschen bringen, bleibt aber in Wahrheit hinter dem Vertrauen, das Jesus erwartet, zurück.  Er weiß es und verbindet sein Bekenntnis darum mit der Bitte: Hilf meinem Unglauben! Mit dieser Bitte ist er sich selbst voraus und vertraut sich mit allem, was ihm fehlt, Jesus an. Und der  hilft ihm. - So kann auch ich bekennen: Ich glaube, - weil ich zugleich bitten kann: Hilf meinem Unglauben. Mit dieser Bitte finde ich meinen Platz im Haus des Glaubens, immer neu.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=12371
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