SWR2 Wort zum Tag

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Sie gehören einfach zu einem katholischen Gottesdienst: die Ministranten und Ministrantinnen. Sie helfen dem Pfarrer, die Liturgie zu feiern, bringen die Gaben Brot und Wein zum Altar, sammeln die Kollekte ein und schwenken bei Hochfesten das Weihrauchfass...
Ministrant zu sein ist ein guter Weg, mit Gottesdienst und Liturgie vertraut zu werden, denn sie haben eine wichtige Aufgabe und müssen nicht während des ganzen Gottesdienstes still in der Bank sitzen. Sie sind ein Stück näher dran am Pfarrer und all den besonderen Vorgängen rund um die Liturgie und können untereinander Gemeinschaft erleben. So mancher Ministrant hat durch diese Erfahrungen zu einer tieferen Religiosität und manchmal sogar zu seiner geistlichen Berufung gefunden...und mancher erfolgreiche Schauspieler, Sportler und Moderator erzählt gerne davon, dass er früher einmal Ministrant war. 
Es hat immer schon Kinder gegeben, die im Bereich des Heiligen, des Tempels und des Gottesdienstes gewissermaßen zuhause waren. Im Alten Testament ist es z.B. der junge Samuel, der im Tempel von Schilo aufgewachsen ist. Seine Eltern hatten ihn bei dem alten Priester Eli in Obhut gegeben. Er war ein besonderes Kind, dessen kindliche Seele ganz offen war für die göttliche Präsenz. Nachts schlief er im Tempel, in der Nähe des Allerheiligsten -und eines nachts - so wird erzählt - hörte er noch halb im Schlaf eine Stimme seinen Namen rufen hörte. Er dachte, Eli habe ihn gerufen, aber der verneinte: er war es nicht. So legte sich Samuel  wieder hin, um zu schlafen, doch die Stimme weckte ihn abermals. Auch dieses Mal hatte ihn Eli nicht gerufen. Beim dritten Mal erkannte der alte Priester, dass es die Stimme Gottes sein musste. Und so sagte er zu Samuel: „Wenn du die Stimme noch einmal hörst, dann sag, rede Herr, dein Diener hört."  Was Gott dem Samuel dann aufträgt, ist keine leichte Aufgabe. Samuel soll Gottes Wort, seine Botschaft unter die Menschen tragen.  Samuel traut sich erst nicht, er ist doch noch ein Kind. Wäre nicht der alte, erfahrene Priester Eli die bessere Adresse gewesen? Doch Eli begreift, dass Gott dieses Kind erwählt hat. Er pocht nicht auf sein Alter und seinen Stand, sondern er ist bereit, durch den jungen Samuel Gottes Wort zu vernehmen. Das imponiert mir an diesem alten Priester: er ist für Samuel nicht nur ein Lehrer, der ihn in eine Gottesbeziehung hineinführt, sondern er ist auch bereit, von diesem Kind zu lernen und durch Samuel für sich selbst einen neuen Zugang zu Gott zu finden. Eine gute Haltung, die ich mir auch für den Umgang mit den Ministranten wünsche.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=12351
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