SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

Manchmal braucht man eine Verwandlung, um zu entdecken, was man sein könnte. So hat das wohl auch Paulus gesehen. Von ihm lese ich in seinem Brief an die Christen in Rom (Röm 12,2): „Lasst euch verwandeln, damit ihr beurteilen könnt, was Gottes Wille ist: das Gute, Wohlgefällige und Vollkommene."
Erst wenn man sich verwandelt, kann man entdecken, was am besten zu einem passt und was meine Aufgabe ist: So verstehe ich den Paulus. Lass dich verwandeln in einen Menschen, der so ist wie Gott ihn haben will.
Manchmal braucht man eine Verwandlung, um zu entdecken, wer man sein könnte. Ich glaube, das kann man auch jetzt bei den Fastnachtsvorbereitungen erleben. Kaum ist Weihnachten vorbei, gehen die ja schon in die heiße Phase. Und die Karnevalisten müssen sich überlegen, was für ein Kostüm sie in dieser Kampagne tragen. Jetzt ist die Zeit der Verwandlung. Eine spannende Sache: Welche Rolle passt zu mir, welches Kostüm würde ich gerne einmal tragen?
Manche Verkleidung stellt das genaue Gegenteil dar von dem, was sonst gilt. Da wird der Ängstliche zum kühnen Piraten und die Schüchterne zur machtvollen Königin. Der Bankangestellte, der sonst in Anzug und Krawatte steckt, wird zum Clown, und die freundliche Erzieherin verkleidet sich als alte Hexe.
Und man traut sich in der Verwandlung, in der Verkleidung mehr als sonst.
Und tatsächlich: Es ist genauso, wie Paulus das wohl auch gemeint hat: Durch die Verwandlung bekommt man einen erweiterten Horizont. Man kann etwas erkennen, was ohne die Verwandlung nicht möglich ist.
Die wahre, eigene Bestimmung zu finden, dazu hilft die Verwandlung.
Paulus denkt dabei aber wohl nicht an ein Kostüm, das ich nur für ein paar Stunden anziehe und das mich nur äußerlich für ein paar vergnügte Stunden verwandelt, sondern er denkt an die Taufe, die ja mein ganzes Leben verwandeln soll.
Die Taufe verwandelt mich in einen Menschen, der Teil einer Gemeinschaft ist. Eine Gemeinschaft mit anderen Christen und mit Gott. Wenn ich weiß, dass ich zur Gemeinde gehöre und zu Gott, dann verwandelt sich zum Beispiel meine Unsicherheit. Ich bin dann nicht mehr schüchtern, sondern vertraue dem, was ich erlebe. Ich muss mir nicht mehr so viel Sorgen machen, weil ich Menschen um mich erlebe, bei denen ich mich wie in einer großen Familie aufgehoben fühle. Diener und Herr sitzen als Geschwister beieinander, -- verwandelt durch die Taufe.
Manchmal braucht man eine Verwandlung, um zu entdecken, was man sein könnte.

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