SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

Wovon lassen Sie sich beeindrucken? Was ist Sie für erstrebenswert?
In den Medien stehen ganz oben: Schönheit und Jugend, Kraft und Schnelligkeit, Reichtum und Macht, Intelligenz und Redegewandtheit. Das ist alles stark und scheint erstrebenswert.
Auf jeden Fall ist das Gegenteil nicht attraktiv.
Der Apostel Paulus hat aber etwas anderes geschrieben. Ein Satz von ihm ist als Leitsatz für dieses Jahr 2012 ausgewählt worden:
„Christus spricht: Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig."
Das klingt nach einem Lob für alles Schwache. Als ob Christsein etwas Schwächliches ist.
Aber so will es Paulus nicht verstehen in seinem ersten Brief an die Gemeinde in Korinth.
Dort nämlich versucht einer den anderen zu übertrumpfen mit seinen Stärken. Dabei wird das madig gemacht, was andere auszeichnet, damit man selbst umso besser da steht. Das wiederum findet Paulus unsinnig.
Er berichtet von sich selbst. Er hat Außergewöhnliches mit Gott erlebt. Aber damit er nicht überheblich wird, hat Gott ihm auch Schwachheiten zugemutet. Paulus hat an einer Krankheit gelitten, die war ihm oft hinderlich. Er hat Gott gebeten, dass er ihn von dieser lästigen Krankheit befreit. Er ist überzeugt gewesen, dass er dann noch viel mehr für Gott bewirken könnte.
Und dann berichtet Paulus, dass er von Christus zur Antwort bekommen hat:
„Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig."
Der Apostel Paulus war eine starke Persönlichkeit, ein kluger Lehrer und Briefeschreiber, ein überzeugender Gründer von Gemeinden. Aber seine tiefste Erfahrung war, dass das längst nicht immer überzeugend ist. Im Gegenteil. Mit seinen brillanten Fähigkeiten kann einer sich selbst und anderen sogar im Weg stehen. So hat Paulus begriffen. Ich muss nicht perfekt sein und nicht immer stark.
Deshalb hat er sich mit seinen Stärken und mit seinen Schwächen für seine Aufgaben zur Verfügung stellt.
Er hat Begabungen und Fähigkeiten nicht schlecht geredet. Er hat sie nur relativiert. Begabungen kommen von Gott. Sie machen dann Sinn, wenn ich damit denen beistehe, die mich mit meinen Begabungen brauchen. Daran freuen die sich und Gott auch, meine ich. An meinen Schwächen muss ich dann auch nicht verzweifeln. Für die gilt nämlich, was Christus gesagt hat:
„Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig."

https://www.kirche-im-swr.de/?m=12320
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