SWR3 Gedanken

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Beim Spazierengehen ist mir neulich eine Familie entgegen gekommen. Alle haben sich angeregt unterhalten, bis auf zwei Jugendliche. Sie sind nebeneinander her gelaufen und haben auf ihre Handys geschaut.
Noch eine Szene: ich sitze im Café. Menschen kommen gemeinsam rein, setzen sich an einen Tisch, holen ihre Handys raus und sprechen anschließend nicht mehr miteinander. Klar, sie kommunizieren dafür mit anderen. Aber das Live-Gespräch leidet darunter.
Ich nutze Handy und Internet selbst gerne und viel. Mit ihnen kann ich mich mit Menschen weltweit und zu jeder Zeit verbinden. Manchmal finde ich es auch angenehmer, heikle Dinge per SMS oder Email zu erledigen. Und: übers Internet komme ich super schnell an Infos und kann unkompliziert Dinge abklären. Ich will Handy und Internet auf keinen Fall verteufeln. Aber das, was ich beim Spazierengehen oder im Café beobachtet habe, hat mir doch zu denken gegeben. Die Unterhaltung von Angesicht zu Angesicht scheint für viele nicht mehr attraktiv zu sein. Und irgendwie habe ich das Gefühl, dass wir uns bald nicht mehr direkt unterhalten können oder wollen. Vielleicht auch deshalb, weil ich mittlerweile im Internet nachlesen kann, wer gerade wo ist und wie es wem geht. Allerdings vermisse ich in sozialen Netzwerken oder Chatrooms, dass ein Gespräch auch mal in die Tiefe geht. Meistens bleibt es an der Oberfläche. Mir scheint, beim Gebrauch von Internet oder Handy ist es wie bei vielen anderen Dingen auch: Es kommt auf das gesunde Gleichgewicht an. Ich habe so viele Möglichkeiten, womit ich kommunizieren kann: Hände, Mund, Augen, Ohren, aber auch Handy, E-Mail, Facebook und Twitter. Wenn ich das alles bewusst nutze, dann erfüllt das Wort „kommunizieren" seinen Sinn voll und ganz: es kommt nämlich von „communio" und das heißt Gemeinschaft haben. Oder eben in Kontakt kommen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=12301
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