SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

Guten Abend und heute am zweiten Tag des neuen Jahres noch ein kräftiges: „Prosit Neujahr!" Alles Gute für 2012." Am Anfang eines neuen Jahres frage ich mich immer, wie es wohl werden wird, das neue Jahr? Von Erich Kästner stammen die Sätze: "<Wird's besser? Wird's schlimmer?> fragt man alljährlich. Seien wir ehrlich: Leben ist immer lebensgefährlich." Das gilt auch für 2012. Wird's besser: Bekommen die Politiker und Banker die Eurokrise endlich mal in den Griff? Kommt man in der Bekämpfung des Hungers in der Welt einen Schritt weiter? Wird man den Klimawandel endlich stoppen können? Oder wird's schlimmer: Wird die arme Bevölkerung in den EU-Staaten durch die Sparmaßnahmen noch ärmer werden? Wird in den arabischen Ländern nach dem hoffnungsvollen Aufbruch nun die Gewalt siegen? Wird die rechte Gewalt bei uns immer mehr zunehmen? Die Fragen nach besser oder schlimmer gelten auch für meine kleine Welt des privaten Lebens! Gesundheit, finanzielle Sicherheit, familiäres Glück, Veränderungen in beide Richtungen sind immer möglich, es gibt keine Sicherheitsgarantien, "Leben ist immer lebensgefährlich". Prosit Neujahr, heißt übersetzt: Es möge nützen das neue Jahr 2012, es möge ein gutes Jahr werden. Es handelt sich um den Konjunktiv, die Wunschform. Sie bringt zum Ausdruck, dass die Zukunft für uns Menschen prinzipiell unverfügbar ist. Ein gutes, glückliches neues Jahr können wir uns nur wünschen, nicht machen. Was ich ihnen am heutigen Abend wünsche, möchte ich mit einigen Zeilen des Theologen und Schriftstellers Jörg Zink ausdrücken:  

Ich wünsche dir nicht
ein Leben ohne Entbehrung,
ein Leben ohne Schmerz,
ein Leben ohne Störung. 

Was solltest du tun
mit einem solchen Leben ?
Ich wünsche dir aber,
dass du bewahrt sein mögest
an Leib und Seele,

dass dich einer trägt und schützt
und dich durch alles, was dir geschieht,
einem Ziel entgegenführt.
 

Ich wünsche dir nicht ein Leben
ohne Mühe und ohne Herausforderung.
Aber ich wünsche dir,
dass deine Arbeit nicht ins Leere geht.
Ich wünsche dir die Kraft der Hände
und des Herzens. 

Ich wünsche dir -
mit einem alten Wort wünsche ich es -
dem Wort "Segen".

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