Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Sie ist für viele Menschen das Wichtigste, allerdings auch das Anstrengendste auf der Welt: die Familie. Eltern, Geschwister, Kinder: Sie lieben sich und sie streiten sich, vor allem rund um Weihnachten und Silvester. Mancher ist im Januar ganz froh, dass die intensive Familienzeit jetzt erst mal wieder rum ist und man nun wieder mehr mit Freunden als mit Verwandten zu tun hat. Freunde kann man sich schließlich aussuchen. Und oft genug halten sie im Krisenfall genauso zu einem wie die Familie. Dass die Familie schön, aber auch anstrengend ist, kann man sogar in der Bibel lesen. Jesus, Maria und Josef gelten zwar als die heilige Familie. Aber als dieser Jesus groß wird und als Prophet durch die Lande zieht und viele Menschen um sich versammelt, da ist es mit der heiligen Familie schnell vorbei. Die Bibel erzählt: „Als seine Angehörigen davon hörten, machten sie sich auf den Weg, um ihn mit Gewalt zurückzuholen; denn sie sagten: Er ist von Sinnen." Und Jesus? Er will seine Familie nicht einmal sehen. Als seine Jünger ihm sagen: „Deine Mutter und deine Brüder stehen draußen und fragen nach dir." Da schaut er sich um und sagt: „Dies hier sind meine Mutter und meine Brüder. Wer den Willen Gottes erfüllt, der ist für mich Bruder und Schwester und Mutter." (Markus 3,20-21.31-35) Eine ziemlich weite Sicht von Familie hat Jesus da. Eine, die die eigene Familie ziemlich vor den Kopf stoßen kann. Aber auch eine, bei der auch Freunde zur Familie gehören. Mir gefällt das. Denn auch ich erlebe: Bei aller Liebe zu meinen Geschwistern und meinem Vater: In meinem Leben geht es nicht ohne gute Freundinnen und Freunde. Ohne die Menschen, die mir in meinem ganz normalen Alltag Bruder und Schwester sind, die für mich unter allen Umständen da sind und mir unter die Arme greifen, wo es Not tut. Und ich habe außerdem oft erlebt, gerade im letzten Jahr: Auch die besten Familien brauchen Freunde. Vor allem dann, wenn ein Elternteil krank wird. Dann braucht es die Nachbarin, die einen Kuchen backt. Oder den Paten, der mit dem jüngsten Sohn zum Fußball geht. Familie und Freunde: Im besten Fall sind sie füreinander da, egal, ob sie miteinander verwandt sind. Sie ziehen an einem Strang.

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