Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Gott kommt in unsere Welt. In all seiner Schönheit und mit seiner Liebe. Das feiern wir an Weihnachten. Aber können wir es sehen, spüren, hören?
Stellen Sie sich vor, sie durchqueren eine Bahnhofshalle. Ihr Zug fährt in 10 Minuten ab, Sie müssen noch das Gleis finden. Irgendwo am Eingang steht ein Mann und spielt Geige. Es hört sich ganz schön an- aber der Zug, der Termin und außerdem, schöne Musik gibt's ja auch im Radio.
So ähnlich muss das für die Reisenden in einer Metrostation in Washington DC gewesen sein. Da war in der Halle ein junger Geiger und hat eine dreiviertel Stunde Stücke von Bach gespielt. Alle paar Minuten ist jemand stehen geblieben, aber nur für Sekunden. Ein paar Kinder wollten bleiben, sind aber alle von ihren Eltern weggezerrt worden. Nach einer dreiviertel Stunde hatte der Geiger 32 Dollar in seinem Hut. Nur sechs Leute blieben wirklich stehen und hörten eine Weile zu. Niemand hat applaudiert, als er seine Geige wieder eingepackt hat.
Dieser Mann war der weltberühmte Geiger Josuah Bell. Er spielte auf einer Geige, die über 3 Millionen Dollar wert war. Und er spielte dieselben Stücke, für die ein Konzertteilnehmer zwei Tage vorher mindestens 100 Dollar bezahlen musste.
Wie ist das mit der Schönheit von Musik und Kunst? Wie ist das mit der inneren Schönheit eines Menschen, mit seiner Liebe und Güte? Nehmen wir sie wahr, wenn sie uns begegnet?
In jener Metrostation waren die Leute nicht in der Lage, einen Augenblick dem größten Geiger der Welt zuzuhören, wie er das schönste Stück spielt, das je geschrieben wurde.
Da stellt sich doch die Frage: Wie viele Dinge verpassen wir, wenn wir so durch den Alltag und durchs Leben eilen?
An Weihnachten feiern wir: Gott kommt in unsere Welt. In Musik, in Kunst, in Menschen, denen wir begegnen. Gott kommt in all seiner Schönheit und Liebe. Aber er kommt nicht immer dann, wenn es uns gerade passt und er kommt in einem Ambiente, in dem wir mit seiner Nähe eher nicht rechnen.
Wenn wir durch unser Leben stürmen, dürfte die Gefahr groß sein, dass wir ihn nicht wahrnehmen. Rechnen wir also immer wieder mit dem Wunderbaren. Ob im Stall, in der Metrostation oder zu Hause. Gott ist immer für eine Überraschung gut.

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